Unsere Reise nach Albanien im Jahr 2021 stand noch ganz im Zeichen der Pandemie. War es uns damals leider nicht möglich, spontane Abstecher in die Nachbarländer zu unternehmen, ohne uns den diversen Auflagen und Tests zu unterziehen, wollen wir uns diesmal Nordmazedonien ein wenig näher anschauen. Einmal mehr lernen wir die Vorzüge des unbeschwerten Reisens zu schätzen.
Wir starten unseren Nordmazedonien-Ausflug in der Region des Prespa- und Ohridsees. Wettergott Petrus ist uns leider nicht mehr ganz so wohlgesonnen und die Temperaturen sind Mitte April wieder in den einstelligen Bereich gerutscht. Dabei soll es hinaufgehen auf einen Pass von knapp 1.700 Metern. Wir sind gespannt.
Von Korça starten wir zunächst auf bekannter Route zum Großen Prespasee. Ein bekanntes Vogelschutzgebiet, Nationalpark und man kann – mit etwas Glück – zahlreiche Pelikane beobachten. Wir harren hier allerdings eine Regenfront aus und beschließen schon fast, hier auch die Nacht zu verbringen. Doch plötzlich reißt die Wolkendecke auf und wir nutzen diese Chance zur Weiterfahrt. Über einen kleinen Grenzübergang geht es schnell und freundlich nach Nordmazedonien. Unsere albanische SIM-Karte funktioniert auch hier und Geld müssen wir nicht wechseln, denn man akzeptiert gerne den Euro.
Urplötzlich fühlen wir auch ins ehemalige Jugoslawien zurückkatapultiert. Einfache kleine Dörfer mit den Oldtimern des sozialistischen Staates. Wer kann sich noch an den Yugo erinnern? Fahrzeuge, die man in Albanien nicht zu Gesicht bekommt. Denn dort waren in der kommunistischen Ära Privatfahrzeuge komplett verboten.
Schnell geht es dann auch schon hinauf in den Nationalpark Galičia mit seinen bis zu 2.300 Meter hohen Gipfeln. Eine Passstraße verbindet dort den Prespa- mit dem Ohridsee. Die Straße ist zwar schmal, aber in einem sehr guten Zustand und wir sehen auch keine Hinweisschilder, dass unserem Mumin das Befahren der Route verboten wäre. Dann mal los.
Auf der gut 20 Kilometer langen Strecke kommen uns nur zwei Fahrzeuge entgegen – und das sind deutsche Touristen. Zunächst geht es noch durch schattigen Kiefernwald, dann lichten sich die Bäume und wir genießen immer wieder schöne Ausblicke auf den Prespasee. So schrauben wir uns Kilometer für Kilometer bergauf, bis es um uns herum ziemlich weiß wird. Während wir unten im Regen saßen, hat es hier oben nochmal ordentlich geschneit. Es gibt sogar einen ehemaligen Skilift, doch der Betrieb scheint sich nicht gelohnt zu haben. Auf dem 1.572 Meter hohen Pass starten auch mehrere Wanderweg. Unter anderem zu einem Aussichtspunkt, von dem aus beide Seen zu sehen sind. Da wir unsere Schneeschuhe zuhause gelassen haben, müssen wir darauf leider verzichten 😉
Wenig später erreichen wir einen Aussichtspunkt, an dem uns der Ohridsee sprichwörtlich zu Füßen liegt. Blauer Himmel kann jeder – wir haben Wolken. Und was für welche! Das Licht, das sich durch die Wolken seinen Weg bahnt, dazu der blau schimmernde See im Tal, das ist schon eine ganz besondere und fast schon dramatische Atmosphäre. Nun geht es in etlichen Serpentinen und Spitzkehren talwärts. Immer wieder liegen Steine auf der Straße. Mal größere, mal kleinere und der Hinweis auf Steinschlag ist insbesondere nach dem Regen-/Schneetag durchaus ernst zu nehmen. Der Mumin und mein Fahrer meistern das wunderbar. Unten angekommen sehen wir dann ein Schild, dass die Strecke für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen und Gespanne verboten ist. Naja – wir sind ja jetzt da und können nicht sagen, ob diese Einschränkung nur von der Ohridsee-Seite her gilt.
Egal – uns erwartet nun die aus unserer Sicht schönere Ostseite des Sees. Der Ohridsee zählt zu einem der weltweit ältesten Seen mit endemischen Fischarten und einer einzigartigen Landschaft. Die gesamte Region gehört zum UNESCO-Welterbe und es gibt auch einige kulturelle Highlights. Landschaftlich wähnen wir uns fast an einem der oberitalienischen Seen. Umgeben von den noch schneebedeckten Berggipfeln, kleinen Buchten und vorgelagerten Halbinseln ist die Küstenstraße traumhaftschön. Teilweise zwar etwas holprig und eng, aber es passt irgendwie immer.
Wir picken uns nun auch die kulturellen Perlen heraus. Das „Pfauen-Kloster“ Sveti Naum an der Grenze zu Albanien ist die sehr touristisch aufgemotzte erste Station. Es gibt noch die alte Klosterkirche mit einigen sehenswerten Fresken, aber insgesamt sind wir ein wenig enttäuscht. Irgendwie hatten wir uns mehr von der Anlage erwartet. Nett, aber aus unserer Sicht nicht unbedingt ein Must-have-seen.
Dann schon eher die Pfahlbauten, die uns sehr an den heimatlichen Bodensee und Unteruhldingen erinnern. Ein rekonstruiertes Freilichtmuseum, alles sehr gepflegt angelegt und interessant anzuschauen.
Die Stadt Ohrid ist unsere dritte Station und die sollte man sich dann nicht entgehen lassen. Zwar steppt auch hier der touristische Bär, doch der Spaziergang durch die schattigen Gassen mit osmanischen Gebäuden, vielen orthodoxen Kirchen und der alles überragenden Festung hat schon seinen Reiz. Von hier starten Ausflugsboote über den See und auf einem Steg flanieren wir in die ehemalige Fischersiedlung Kaneo. Die Einkehr mit einem leckeren Fischmenü und Blick auf den See toppt unseren Ausflugstag.
Zurück auf unserem Parkplatz in Ohrid machen wir dann leider nicht zum ersten Mal sehr unschöne Beobachtungen, die so gar nicht zum guten Ruf der Camper Fraktion beitragen. Was ist passiert?
Ohrid ist nicht gesegnet mit Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnmobile. Umso mehr sind wir erfreut, dass es am Stadtrand und nicht weit von der Altstadt entfernt einen Parkplatz gibt, auf dem Camper geduldet werden. Es handelt sich dabei um einen öffentlichen Parkplatz, den sowohl der örtliche Sportverein als auch die Fischer und Restaurantbesucher nutzen. Außerdem wendet der Linienbus hier. Insofern versteht es sich eigentlich von selbst, dass die Einheimischen Vorrang haben und man sich als Tourist zurückhaltend verhält. Gegen Abend füllt sich der Parkplatz mit Wohnmobilen aller Art und aller Nationen. Unser britischer Nachbar im schicken Liner lässt auch gleich munter sein Abwasser auf den Asphalt plätschern. Die deutschen Vanlifer von gegenüber schleichen sich morgens im neonfarbenen Outdoor-Funktions-Outfit aus ihrem Kastenwagen und hocken sich weithin sichtbar zwischen die Fischerboote, wo am Abend noch die Angler ihre Fische aus dem Wasser gezogen haben. Klopapier-Hinterlassenschaft inklusive. Der Franzose will gar nicht so weit laufen und pinkelt gleich an den Zaun des Fußballplatzes.
Liebe Mitcamper und Wohnmobilisten – geht’s noch???? Wer sich in den einschlägigen sozialen Medien über den Müll in den Balkanländern beschwert und gleichzeitig auf das Terrain der Fischer scheißt, sollte besser zuhause bleiben. Derartiges Verhalten trägt wahrlich nicht zum guten Image der Camper bei und sorgt auch hierzulande inzwischen für Verbote. Im albanischen Theth-Tal spricht das Schild „No toilet – No Camping“ eine eindeutige Sprache und im einstigen Wildcamper-Paradies ist die Stimmung angesichts des mobilen Massentourismus bereits gespalten.
So, das musste jetzt raus. In diesem Sinne – bleibt uns gewogen und bis zum nächsten Mal!