Vamos a la Playa - Unterwegs an der Costa Brava

Die Osterfeiertage an der Costa Brava? Eine gute Idee? Eher nicht, wie wir rückblickend feststellen. Zumindest der nördliche Bereich zwischen der französischen Grenze und Roses war über die Osterfeiertage hoffnungslos überfüllt. Einer höheren Eingebung folgend, haben wir uns für die Erkundung der Küstenregion ein kleines Muminchen in Form eines Fiat 500 gemietet, mit dem wir dann flott und unterwegs sein konnten.

Vom Abenteuer, einen Mietwagen abzuholen

Unsere Mietwagen-Aktion beginnt mit Hindernissen. Laut Vertrag haben wir die Abholung am Fernbahnhof außerhalb von Figueres vereinbart. Teils wieder unter Missachtung des 5,5-Tonnen -Verbotes dort angekommen, erklären uns die beiden mehr als unfreundlichen Mitarbeiter, dass wir hier falsch wären. Wir müssten an den City-Bahnhof. Wie bitte??? Ja, was in unserem Vertrag stünde, wäre ein Fehler im Internet. Unser Fiat 500 stünde am anderen Bahnhof. Guter Rat ist jetzt teuer. Wir starten mal auf gut Glück und fahren so weit in Richtung Zentrum, wie mit dem Mumin eben möglich. Den Rest gehe ich zu Fuß, Frank wartet derweil an einer Tankstelle.

Inzwischen ist es fast 11.00 Uhr geworden, zwei Stunden später als vereinbart. Immerhin ist der Mitarbeiter dieser Mietstation mehr als zuvorkommend, entschuldigt sich ausführlich und wir bekommen Kulanz bei der Rückgabe eingeräumt. 

Unterwegs an der Costa Brava – Teil 1

Mit dem Mietwägelchen erkunden wir den nördlichen Teil der Costa Brava zwischen der französischen Grenze in Portbou bis hinunter nach Empuries. Landschaftlich ist diese Region ein absoluter Traum. Die Pyrenäen tauchen hier die Füße ins Meer. Schroffe Felslandschaften, kleinen Buchten und malerische Küstenorte prägen das Bild. Für Wohnmobilisten ist die Gegend allerdings wenig erquicklich. Überall gibt es Parkverbote für Wohnmobile, von Übernachtungsplätzen ganz zu schweigen. Die Straßen sind kurvig und teilweise sehr eng. Bevorzugtes Revier für Motorrad- und Rennradfahrer. Dazwischen reger Ausflugsverkehr – da ist der Fahrspaß mit einem Wohnmobil (insbesondere der Kategorie Mumin) ziemlich überschaubar.

Schaut man sich die Geographie aber genauer an, ist es durchaus verständlich, dass hier schlicht und ergreifend der Platz fehlt. Auf der einen Seite steile Berge, auf der anderen die schroffe Küste mit kleinen Fischerdörfern. Selbst mit dem Muminchen stoßen wir beim Besucheraufkommen an Ostern mehrmals an unsere Grenzen bei der Parkplatzsuche. Südlich von Roses wird es dann etwas entspannter. Hier erstrecken sich die ersten, längeren Sandstrände, es gibt Stell- und Campingplätze und man spricht Deutsch. Auf den Speisekarten stehen „Würstl con Krauti“ und die Preise sind insbesondere über die Ostertage schlichtweg abgehoben.

In den Dalí-Örtchen Cadaques und Port Lligat fühlen wir uns dann regelrecht abgezockt. Eigentlich wollen wir hier noch den Naturpark Cap Creus mit dem Leuchtturm besuchen. Wohnmobile sind gänzlich verboten und der Zugang für PKWs zwischen 9.30 und 21.30 Uhr ebenfalls reglementiert.

Will man das Wohnmobil in Port Lligat legal abstellen und das Cap zu Fuß erkunden, soll man 50 Euro Tagesgebühr berappen. Wer illegal parkt oder gar übernachtet, riskiert einen Strafzettel von 100 Euro. Da muss jeder selbst entscheiden, ob einem das noch wert ist.

Wir entdecken dann aber doch noch ein persönliches Highlight: Die Sumpf- und Lagunenlandschaft mit dem Naturpark Aíguamolls de L’Emporda. Mehrere Rad- und Wanderwege führen zu verschiedenen Beobachtungsstationen und wir können das Naturparadies am Ostermontag in aller Ruhe erkunden. Die Besucherströme lassen bereits nach, um uns herum klappern zahlreiche Störche, wir sehen Flamingos, in den Bäumen zwitschern kleinere Vögel, die wir nur hören, aber nicht sehen können. Es summt und brummt, Schmetterlinge tummeln sich auf den blühenden Weiden mit weißen Pferden und Kühen. Fast ein wenig Camargue-Feeling. Uns gefällt’s hier sehr gut!

Familienanschluss im Hinterland

Während wir die Küste mit dem Muminchen abklappern, haben wir den großen Mumin auf einem kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz in einem kleinen Vorort von Figueres geparkt. Vilabertran ist ein hübsches und herausgeputztes Dorf mit einem ehemaligen Kloster, einem modernistischen Rathaus und dem Café de Syndicat, in dem wir tatsächlich so etwas wie Stammgäste werden.

Hier trifft sich das Dorf, Jung und Alt sitzen bei Tapas und Wein zusammen, Kinder probieren ihre neuen Ostergeschenke aus und radeln um die Wette. Ein kleiner Junge zeigt uns voller Stolz seinen batteriebetriebenen Baustellenlaster, der hupt und blinkt. So ganz nebenbei lernen wir von den Kindern noch, wie man auf Katalanisch bis zehn zählt. Am Ostersonntag ist Tanztee mit Live-Musik im zugehörigen Gemeindesaal. Es wird Salsa und Mambo gespielt, abgelöst von Paso Doble und Schunkelmusik. Nur wenige Kilometer abseits des Küstenrummels sind wir mittendrin in Spanien – oder besser Katalonien.  Mehr Lokalkolorit geht nicht!

Auf dem Stellplatz treffen wir auch die beiden Exil-Spanier Manuel und Karin aus unserer Heimat. Gemeinsam tauschen wir Erinnerung aus und verbringen einen netten gemeinsamen Abend. Liebe Karin, falls du hier weiter mitliest – nachträglich noch unsere herzlichen Geburtstagsgrüße :))

Unterwegs an der Costa Brava – Teil 2

Den südlichen Teil der Costa Brava erkunden wir wieder mit dem Mumin. Doch auch da geht es zunächst wieder ein wenig ins Hinterland, wo wir einige hübsche mittelalterliche Dörfer besuchen, Fahrradtouren an die Küste unternehmen, bunte Märkte genießen, mit Tobi und Babsi wieder eine schöne Reisebegegnung haben und die Highlights der Kork-Industrie kennenlernen. Außerdem haben wir endlich die Möglichkeit, den Camí de Ronda zu erkunden. Dieser Küstenwanderweg verläuft über 200 Kilometer entlang der Costa Brava und wurde früher von Fischern und Schmugglern genutzt. Heute erreicht man über viele Treppen hinauf und hinunter malerische Buchten und genießt grandiose Ausblicke. Das Städtchen Sant Feliu de Guixols erweist sich dabei als äußerst wohnmobilfreundlich. Hier haben wir eine Park- und Übernachtungsmöglichkeit und können einen Teil des tollen Weges abwandern. Für uns ist der Weg – zusammen mit dem wenige Kilometer entfernten botanischen Garten am Cap Roig unser persönliches Costa Brava Highlight.

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss…

… und das ist die Stadt Girona. Tatsächlich verbinden die meisten damit sicherlich den Billigflieger-Flughafen für Ryanair und Co. als Zubringer zu den Ballermann-Hochburgen an der Küste und nach Barcelona. Der Flughafen war auf unserem Parkplatz tatsächlich unüberhörbar und auch die Touristen waren in der Mehrzahl very british.  Doch dafür hat uns die Stadt mehr als entschädigt und überrascht. Mittelalterliche Altstadt, farbenfrohe Häuser am Río Oynar, enge Gassen und eine arkadengesäumte Plaza de la Libertat. Girona war auch Drehort für die Kultserie Game of Thrones und vieles erinnerte uns an Dubrovnik. Allerdings kann man in Girona noch ohne horrende Eintrittsgelder über die alte Stadtmauer flanieren. Wir haben noch keinen dieser Filme gesehen, doch mittlerweile summiert sich die Anzahl der Drehorte, die wir bereits besuchten. Vielleicht sollten wir uns das Werk doch mal zu Gemüte führen.

So, das war’s für diesmal. Wir denken, das nächste Mal werden wir dann aus Barcelona berichten. Bis dahin Hasta la Proxima!



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