Durch das Wilde Kurdistan bis nach Kappadokien

Unser Bären-Abenteuer und die Landschaft am Vulkankrater Nemrut Daği sind nur schwer zu toppen. Doch unsere Reise geht weiter und wir sind nun unterwegs im „Wilden Kurdistan“ wie es bei Karl May so schön heißt. Tatsächlich erwarten uns dort noch mehr Highlights, über die wir euch diesmal berichten möchten.

Auf unserem Weg in die Stadt Diyarbakır nehmen die Militärkontrollen nochmals deutlich zu. Wir sind nun im Kurdengebiet, Hochburg der PKK und in der Grenzregion zum Irak und Syrien. Kasernen und Beobachtungsposten säumen die Strecke. Geschützt und bewacht wird hier auch die sogenannten kritische Infrastruktur, wie das riesige Staudammprojekt in der Euphrat-Tigris-Region. Zum Leidwesen der Nachbarstaaten kommt mit dem Bau der Staudämme auf türkischem Boden deutlich weniger Wasser im Iran und Irak an. Das Land, in dem einst Milch und Honig flossen, droht zunehmend auszutrocknen.

Landschaftlich durchqueren wir zunächst einige eindrucksvolle Canyons, dann nimmt die Landwirtschaft wieder deutlich zu. Die Dörfer wirken aber eher ärmlich und die Menschen leben häufig in Nomadenlagern. Es sind die Hirten der großen Schaf- und Ziegenherden, die auf dem Weg in ihre Winterlager sind. Gekleidet sind sie noch mit traditioneller, kurdischer Tracht. Anschließend erreichen wir eine Region, in der offenbar Steinsalz gewonnen wird. Am Straßenrand wird das weiße Gold in großen Säcken zum Kauf angeboten, dahinter befinden sich einfachste Salinenbecken. Die Salzbauern werden abgelöst von Tonziegelfabriken inmitten einer durchwühlten Landschaft. Ähnliches haben wir bereits an der Schwarzmeerküste gesehen. Später folgen Tabakbauern, die ihre Ernte in einfachen Hütten trocknen.

So erreichen wir die Malabadi-Brücke aus dem Jahr 1153. Ihres Zeichens mit 40,86 Metern lichter Weite und 281,76 Metern Gesamtlänge eine der längsten Steinbogenbrücken der Welt und auf der UNESCO-Vorschlagsliste. Rundherum wird eifrig gebaut. Ein netter Park mit Picknickzonen ist im Entstehen begriffen. Wir finden bei einem Café einen Übernachtungsplatz, den der geschäftstüchtige Besitzer gewinnbringend vermarktet. Da wir nicht mehr weiterfahren möchten, bezahlen wir die 200 Lira und schauen uns den kleinen Ort noch ein wenig an. Er gibt jedoch nicht allzu viel her, wirkt eher ärmlich und ein paar Jungs betteln uns gleich um Money, Money, Money an. Immerhin charmant lächelnd und ein Nein akzeptierend. Probieren kann man es ja mal, denn allzu viele ausländische Touristen scheinen sich nicht hierher zu verirren. Die Militärpräsenz im Ort ist hoch. Die Soldaten bewachen einen großen Staudamm hinter der historischen Brücke und sie scheinen dann auch die besten Kunden in den wenigen, einfachen Cafés zu sein.


Diyarbakır – Die Hauptstadt des stolzen Kurdenvolkes

Etwa 100 Kilometer trennen uns jetzt noch von der Kurdenhauptstadt Diyarbakır. Die Fahrt ist ziemlich dröge und führt uns über eine Hochebene, die zunächst noch von riesigen Getreidefeldern, dann von öder Steinwüste geprägt ist. Bagger beseitigen die riesigen Steinbrocken, um wenigstens kleine Anbauflächen für Gemüse zu schaffen.

 

Diyarbakır am Fluss Tigris hat bei der Vorab-Recherche etwas zwiespältige Gefühle in uns wachgerufen. Mit knapp 1,8 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt Südostanatoliens, Hauptstadt der Kurden und im Jahr 2016 Schauplatz des Kurdenkonfliktes zwischen PKK und türkischem Militär. Große Teile der historischen Altstadt wurden damals dem Erdboden gleichgemacht, die Bewohner enteignet und die Stadt befand sich monatelang im Ausnahmezustand. Das jüngste Erdbeben im Februar 2023 hinterließ ebenfalls schwere Schäden und die Flüchtlinge aus Syrien machen die Situation nicht einfacher. Hingehen oder nicht – so die Frage. Doch wir hatten auch Positives gehört, das uns neugierig macht. Bei der Anfahrt mogeln wir uns mit unseren beiden LKWs durch die engen Geschäftsgassen, werden freundlich winkend begrüßt, landen auf einem großen, neuen Parkplatz in der Nähe der Festung und zu unserer Überraschung hinter einer nagelneuen Shopping- und Restaurantmeile.

Auf den zweiten Blick erschließt sich, dass die riesigen Freiflächen um uns herum einst zur historischen Altstadt gehörten und momentan neu bebaut werden. Teilweise wird die alte Bausubstanz, wie Moscheen und Kirchen, wiederaufgebaut. Nach einer kleinen Siesta machen wir uns auf den Weg zur Stadterkundung und sind ziemlich schnell fasziniert von dieser bunten, pulsierenden Mischung aus Tradition und Moderne. Wir sehen traditionell gekleidete Kurdinnen mit ihren bunten Kopftüchern und Kleidern. Die Männer tragen Pluderhosen, Sakko und Palästinensertuch oder Häkelkäppi. Wir sehen junge Studentinnen, westlich modern mit engen Jeans, bauchfreien Shirts und Tattoos. Arm in Arm mit ihren verschleierten Freundinnen. Ein kultureller Spagat und scheinbar friedvolles, tolerantes Miteinander.

Fasziniert sind wir auch vom Basarviertel mit seinen traditionellen Gewerken. Wir schauen den Messingschmieden bei der Arbeit zu, wie sie von Hand orientalische Muster in Tabletts hämmern. Gleich nebenan die Schreiner, die Goldverkäufer und die Gewürzhändler. Der Bummel erinnert uns an Marokko, ist hier jedoch sehr viel entspannter. Wir werden zwar angesprochen und eingeladen, die Produkte zu bewundern. „Nur schauen, nix kaufen“. Doch ist man hier längst nicht so aufdringlich und ein freundliches Nein wird akzeptiert. Im Basar wird es dann auch Zeit für eine Mittagspause, die wir in einem einfachen Lokal inmitten von Einheimischen genießen. Aufgetischt wird, was die Küche zu bieten hat. Fleisch am Spieß mit Huhn, Leber, Köfte, Salate, Dips und Fladenbrot. Köstlich!!!

Es gibt auch noch einen Käsemarkt, wir schnuppern in eine Bäckerei, in der frische Fladenbrote gebacken werden und entdecken im Untergeschoss der alten Karawanserei eine riesige Buchhandlung. Von Homer über Goethe bis Kafka ist alles da, mit lauschigen Sitzecken im alten Gewölbe – hier wäre mein Reich! Oben gibt es dann gleich mehrere Cafés im orientalischen Ambiente. Diyarbakir am Fluss Tigris hat uns trotz der wechselvollen Vergangenheit, die noch allerorten sichtbar ist, sehr beeindruckt. Eine Stadt, in der wir freundlichen Menschen begegneten und orientalisches Flair in uns aufsaugen konnten.


Von Diyarbakır zum Götterberg Nemrut Daği

Bei der Weiterfahrt staunen wir über die riesigen, neuen Trabantenstädte am Rand Diyarbakırs. Charmelose Apartment-Blöcke, wohin man auch schaut. Dann wird die Landschaft wieder ziemlich eintönig. Felder, Steine, Weite. In Siverek biegen wir ab auf die D-360 und nähern uns jetzt dem Fluss Euphrat. Wir sind angekommen im nördlichen Mesopotamien und unterwegs im Zweistromland, wo laut Bibel Milch und Honig fließen. Hier läuft gerade die Granatapfel-Ernte. Esel und Maultiere transportieren in großen Körben die Früchte. Ein Bild wie vor 2000 Jahren, nur dass die Bauern heute das Smartphone am Ohr haben.

Beim Ort Mezra erreichen wir die Nissibi Köprüsü. Die moderne Brücke überspannt eindrucksvoll einen Arm des Attatürk-Stausees. Zu ihren Füßen wurde ein riesiges Picknickareal mit Bootsanleger, Grillhütten und Ferien-Chalets gebaut. Benannt ist das Areal nach dem Staatsoberhaupt Reçep Erdoğan. Jetzt in der Nebensaison ist es hier sehr ruhig und wir finden ein hübsches Übernachtungsplätzchen mit Blick auf den Stausee.

Am nächsten Morgen starten wir gut ausgeruht zur letzten Etappe hinauf auf den Götterberg Nemrut Daği. Die Route ist gut ausgeschildert, doch die letzten 20 Kilometer geht es stramm bergauf. Steigungen von gut 10 Prozent bringen unsere beiden Dickschiffe ganz schön ins Schnaufen und die engen Ortsdurchfahrten mit teilweise abgebrochenem Fahrbahnrand die Fahrer ins Schwitzen. Doch dann ist es geschafft und wir können auch die restlichen zwei Kilometer vom neuen Besucherzentrum bis ganz hinauf zum oberen, sehr schrägen Parkplatz fahren. Während der Saison geht das nur mit Shuttlebussen.

Der 2.150 Meter hohe Grabhügel will auf seinen letzten Metern zu Fuß erklommen werden. Gut 30 Minuten dauert die Bergwanderung bis zu den Terrassen mit den berühmten Götterstatuen. Der Berg gehört zum Taurusgebirge und ist die höchste Erhebung im nördlichen Mesopotamien. Das Heiligtum wurde von König Antiochos I. erreichtet als Zentrum einer neuen Religion, die persische und griechische Mythologie vereinte. Antiochos gab sich selbst den Namenszusatz Theos - Gott - und legte fest, wie er auf diesem Grabhügel zu Lebzeiten und nach seinem Tod verehrt werden sollte. Wenn das mal keine Selbstverherrlichung ist...

Am Mittag sind wir außer zwei Wachleuten die einzigen Besucher hier oben und können die einzigartige Stimmung in aller Ruhe genießen. Die Aussicht ist durch den Dunst zwar leicht getrübt, doch die Erhabenheit, Stille und der Weitblick sind grandios. Kaum zu glauben, dass die Steinskulpturen und der Schotterberg die Jahrtausende so gut überstanden haben. Bis heute ist wohl nicht so ganz geklärt, ob und wo im Inneren des Grabhügels die Schatzkammer des Antiochus sein soll.

Den Nachmittag verbringen wir eher faul auf der Aussichtsterrasse des Besucherzentrums, trinken Tee und genießen den Weitblick. Wir haben das Gefühl, die Welt liegt uns zu Füßen. Gegen Abend kommen die Besucher zum Sonnenuntergang herauf. Jetzt dürfen auch nur noch die Shuttle-Busse bis nach oben. Uns reicht der Ausblick von unserem Stellplatz, denn nun dürfte die Stimmung am Berg angesichts des Besucherstromes nicht mehr ganz so mystisch sein. Für uns ist der Nemrut Daği eines der Traumziele in der Türkei. Nach dem Sonnenuntergang dürfen wir hier auch noch den Oktober-Vollmond in luftiger Höhe erleben. WOW-Momente, die nur schwer zu toppen sind.


100. Geburtstag der Türkei und Fluch der Götter?

Wir schreiben Sonntag, den 29. Oktober 2023. Es ist der Tag der Republik und zugleich der 100. Geburtstag der Türkei. Uns begrüßt der Feiertag mit einem formidablen Sonnenaufgang und wenig später mit einer Schrecksekunde. Kurz vor unserer Abfahrt hören wir beim Warmlaufen der Motoren verdächtige Geräusche beim Mumin. Der Motor läuft nicht rund – unser Dicker hat Schluckauf. Nix wäre blöder, wenn die Bremsen bei der 20 Kilometer langen Talfahrt nicht funktionieren würden. Also Kommando zurück, Motor aus, Führerhaus abklappen und nach dem Rechten sehen. Dabei reißt als erstes der bislang kleine Steinschlag in der Frontscheibe zu einer ordentlichen Spider-App. Shit happens.

Dann prüfen die Männer alle möglichen Fehlerquellen, Drosselklappe, Luftfilter und Co. alles ohne Befund. Fehlermeldungen in der Elektronik gibt es ebenfalls keine. Also gehen wir das Risiko ein, wir müssen ja irgendwie runter vom Berg. Nach ein paar Metern wird nochmal gestoppt, ein paar Bremsmanöver eingelegt.

Und siehe da, der Schluckauf ist weg. Hat uns da etwa ein Fluch der Götter zu morgendlicher Stunde erwischt??? Oder hatte unsere Mumin auf 2.000 Metern einfach nur den Höhenkoller??? Es wird ein ewiges Rätsel bleiben. Ohne weitere Probleme schnurrt und bremst der Mumin talwärts. Wir wählen jetzt die westliche Route, die zwar ebenfalls steil, aber breit und neu gepflastert ohne enge Ortsdurchfahrten zu befahren ist. Zudem führt sie uns durch eine grandiose Berglandschaft mit schroffen Felswänden und mit Steineichen bewachsenen Hängen. Die Ausgrabungsstätte Arsameia liegt auf dem Weg, ist aber leider gesperrt. Bei der Weiterfahrt sehen wir dann auch die Ursache: Ein gewaltiger Felssturz, hervorgerufen durch das Erdbeben 2023.

Unten angekommen erreichen wir die alte, römische Chabinas-Brücke. Ebenfalls eine Steinbogenbrücke am Ausgang eines eindrucksvollen Canyons. Erbaut wurde sie unter Kaiser Septimus Severus und ihre Bogenöffnung gilt als die größte aller noch erhaltenen Brücken aus römischer Zeit.  Bis ins Jahr 1998 rollten die Fahrzeuge über die Brücke, bis ein Neubau rund 500 Meter östlich das historische Bauwerk entlastete.

An der alten Brücke gibt es ein nettes Café samt Campingmöglichkeiten. Der Besitzer spricht perfekt Deutsch und lädt uns zum Verweilen ein. Beim Tee gerät er dann auch ins Plaudern. Er ist Kurde, erzählt uns von dem verheerenden Erdbeben im Februar und dass die Regierung ihre Versprechungen hinsichtlich des Wiederaufbaus nicht halten würde. Besonders in den ländlichen Regionen ließe die Hilfe noch auf sich warten, die Menschen lebten noch in provisorischen Behausungen. Und das angesichts des bevorstehenden Winters. Er erzählt von der hohen Arbeitslosigkeit, der Inflation und dass im eigenen Land zu wenig für die Menschen getan werde. Stattdessen stecke man das Geld in Waffen und Kriege gegen die kurdischen Gebiete. Wir staunen über seine Offenheit. Als wir uns verabschieden, werden wir von dem netten Wirt doch noch über den Tisch gezogen. Wir kaufen ihm Honig aus dem Dorf ab und bezahlen für das Kilogramm tatsächlich 450 Lira, also rund 15 Euro. So viel haben wir noch nirgends berappen müssen, doch die Erleuchtung kommt uns erst später. Haken wir es also ab als Wiederaufbauhilfe für die Erdbebenopfer.

Dann stehen uns 80 anstrengende Kilometer Berg- und Talfahrt mit unendlich vielen Kurven bevor. Die Landschaften wechseln zwischen kargen Bergen und grünen Terrassenfeldern. Dazwischen kleine Dörfer und Weiler. Überall jedoch stoßen wir auf die Spuren des Erdbebens, dessen Auswirkungen wir viel weiter südlich verortet hatten. Doch die nachträgliche Recherche zeigt uns, dass sich die Zerstörungswelle über 500 Kilometer um das Epizentrum zieht. Also grob eine Fläche zwischen Bodensee und Köln inklusive mehrerer Großstädte. Wir sind nun irgendwie mitten hineingeraten, was wir so nicht beabsichtigt hatten. Aber uns wird nun auch klar, wie schwer die Hilfe in diese abgelegenen Bergdörfer gelangt. Bei den Häusern stehen noch provisorische Container, für das Vieh wurden Zelte aufgestellt. Viele Dächer werden gerade für den bevorstehenden Winter repariert. Immer wieder haben wir auch Schäden an der Straße durch abgebrochene Seitenränder.

Irgendwann ist nach kurvenreicher Fahrt die Großstadt Malatya mit etwa 640.000 Einwohnern erreicht. Am Stadtrand türmen sich die Schuttberge und über der gesamten Region hängt eine Dunstglocke. Trübes Licht, die Luft schmeckt nach Staub und allmählich wird uns das gesamte Ausmaß der Zerstörung klar. Zwischen den Häuserblocks klaffen riesige Lücken, Abrissbagger bestimmen das Bild, ganze Stadtviertel mit unbewohnbaren Gebäuden stehen leer. Stattdessen gibt es immer noch große Containerdörfer, in denen die Menschen leben. Überall in der Stadt sehen wir jedoch riesige Flaggen, Wimpel und Plakate zum 100. Geburtstag der Republik. Zeichen der Hoffnung oder Ablenkung vom politischen Versagen?

Auch wenn wir nur durch die Stadt hindurchfahren, hinterlässt dies ein deprimierendes Gefühl. Allein in Malatya soll es über 2.500 Tote gegeben haben. Und im August, nur wenige Wochen zuvor, bebte die Erde hier erneut. Unvorstellbar, dies mit eigenen Augen zu sehen und es bekommt eine andere Dimension, als die Bilder nur in den Fernsehnachrichten wahrzunehmen.

Noch nachdenklich gestimmt finden wir etwa 30 Kilometer außerhalb der Stadt einen Übernachtungsplatz an einem kleinen Stausee. Die auserkorene Picknickzone mit Restaurant ist eine Baustelle und überall liegt mal wieder der Müll verteilt. Aber wir nehmen es heute, wie es kommt, denn wir sind restlos erledigt. Der heutige Reisetag war sowohl körperlich als auch mental sehr anstrengend. Begrüßt werden wir von einem Angler, der ein wenig Englisch spricht und sich tatsächlich zu freuen scheint, dass sich Touristen hierher verirren.

Am nächsten Morgen trauen wir unseren Augen kaum. Der Wasserstand des Stausees ist um gut 30-50 Zentimeter angestiegen. Wo gestern noch Angler mit ihren Autos standen, würden man heute nasse Füße bekommen. Nun wird uns auch klar, warum uns der nette Mann gestern Abend empfohlen hat, weiter oben stehen zu bleiben. Augen auf bei der Stellplatzwahl 😉

Unsere Fahrt geht weiter gen Westen. Einen ersten Stopp legen wir bei Darende ein. Dort lockt uns der Tohma-Canyon mit schönen Spazierwegen, spektakulären Naturpools, einer alten Moschee und riesigen, schattigen Picknickzonen. Jetzt liegt zwar alles schon im Winterschlaf, aber die gesamte Anlage ist tatsächlich einen Besuch wert. Schön angelegt, im Sommer sicherlich eine kühle, grüne Oase und vor allem sauber (!!!). Selbst das Herbstlaub wird gefegt. Die Sonne schaut auch hervor und zusammen mit den bunten Herbstfarben eine wunderschöne Szenerie.

Unser Tagesziel ist schließlich der Gökpinar Gölü, der „Blautopf der Türkei“. Tatsächlich sprudelt hier das Wasser tiefblau und glasklar aus einem Quelltopf. Um den See herum ist alles schön mit Picknickzonen angelegt und wirkt sehr gepflegt. Im Restaurant genehmigen wir uns köstliche Forellen und beschließen, hier morgen auch ein traditionelles, türkisches Frühstück einzunehmen. Das Kahvaltı besteht aus einer ganzen Fülle von kleinen Gerichten, wie verschiedenen Käsesorten, Oliven, Gemüse, Honig, gebratenen Eiern und vielem mehr. Dazu Tee, soviel man mag. Serviert wird er in zwei übereinandergestapelten Kannen. In der oberen befindet sich der starke Schwarztee, der dann mit heißem Wasser aus der unteren Kanne nach Belieben verdünnt wird.


Noch mehr Vulkane und tanzende Derwische

Nach dem opulenten Frühstück gut gestärkt machen wir uns auf die Weiterfahrt in Richtung Westen. Die Landschaft wechselt von karg und wüstenhaft bis hin zu grünen Tälern, in denen gerade noch Kartoffeln und Paprika geerntet werden. In den kleinen Tante-Emma-Läden am Wegesrand gibt es allerdings nur Äpfel, Birnen und Quitten zu kaufen. Das wenige Gemüse im Angebot sieht leider eher traurig aus.

Auf unserem Weg liegt die Karatay Karawanserei. Eigentlich wollen wir dort auch übernachten, doch wir stehen vor verschlossenen Toren. Auch die Lage in dem kleinen Dorf ist nicht allzu charmant, so dass wir weiter bis in die Millionenmetropole Kayseri fahren. Am dortigen Stadtrand befindet sich ein riesiges Freizeitareal mit Zoo, Sportanlagen, Vergnügungsparks und vor allem auch großen Parkplätzen. Jetzt liegt dort alles im Winterschlaf, wir verbringen einen gemütlichen Restnachmittag mit dem selbstgebackenen Birnenkuchen von Klaus, vertreten uns noch ein wenig die Beine in den Grünanlagen und lauschen den Rufen des Muezzins.

Am nächsten Morgen taucht der „Hausberg“ von Kayseri aus dem Dunst auf. Der schneebedeckte, 3.917 Meter hohe Erciyes Dağı spuckt zwar schon lange kein Feuer mehr, doch seiner Aktivität ist die bizarre Felsenlandschaft Kappadokiens zu verdanken. Heute soll es dort oben einen Skizirkus mit mehreren Liften geben. Im Sommer sorgen Mountainbike-Trails und andere Outdoor-Vergnügungen für Adrenalin-Schübe. Eher nix für uns, so dass wir seinen Anblick nur aus der Ferne genießen. Stattdessen finden wir bei der Stadt Avanos eine weitere Karawanserei. Diesmal haben wir Glück und können einen Blick hineinwerfen. Die Sarıhan Karawanserei stammt aus dem 13. Jahrhundert und lag an der seldschukischen Handelsroute von Konya nach Kayseri. Damals bot sie den Händlern mit ihren Waren und Tieren Schutz und Unterkunft, heute gibt es hier regelmäßig Aufführungen der tanzenden Derwische. 

Dann sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Göreme, dem touristischen Zentrum Kappadokiens. Wir passieren bereits einige Aussichtspunkte mit Blick auf die bizarre Felsenlandschaft. Leider verschlechtert sich das Wetter, es beginnt zu tröpfeln und wir beziehen für die nächsten Tage Quartier auf dem Kaya-Campingplatz. Hier wollen wir ein wenig Hausarbeit erledigen und hoffen darauf, einen Ballonflug organisieren zu können. Ob uns das gelingt und was uns in der touristischen Hotspot-Region der Türkei sonst noch erwartet, das verraten wir euch dann beim nächsten Mal.

Angekommen in Kappadokien mit dem 3.917 Meter hohen Vulkanberg Erciyes Dağı in der Ferne


Kommentare: 2
  • #2

    Ulrike Staub (Sonntag, 19 November 2023 09:10)

    Ganz lieben Dank @Josef Pfister und Danke fürs virtuelle Mitreisen �

  • #1

    Josef Pfister (Sonntag, 19 November 2023 07:56)

    Wieder toll erzählt. Danke!