Tibilisi, Berge und eine Wüste - Unsere letzte Woche in Georgien

Nachdem wir unsere Team UAZ wieder in Richtung Heimat verabschiedeten, steht für uns die Erkundung der georgischen Hauptstadt Tiflis – oder Tibilisi, wie sie hier heißt – auf dem Programm. Zunächst allerdings müssen wir hier so profane Dinge erledigen wie Wäsche waschen, Hausputz, Drohne reparieren, Vorräte auffüllen, Frisör und Optiker besuchen. Wie heißt es doch so schön: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen 😉

Für den Aufenthalt in Tibilisi haben wir uns einen zentralen Stellplatz hinter der Saema-Kathedrale ausgeguckt. Laut diverser Apps auch ein beliebter Overlander-Treffpunkt. Allein die Anfahrt mit unserem Mumin gestaltet sich als besonderes Abenteuer. Auf den ersten Blick nur ein knapp 7 Kilometer langer Standortwechsel auf die andere Seite der Stadt. Doch schnell entpuppt sich dieser als nervenaufreibende Suchfahrt durch Einbahnstraßen, enge Gassen, überstehende Balkone und niedrige Bäume. Sowohl Tante Google als auch unsere Navi-Susi leiten uns mitten durch ein Altstadtquertier. Wie zum Teufel kommen Reisebusse hier herauf zur Kathedrale??? Und wie Overlander-Trucks auf den Stellplatz??? Wo ist der geheime Schleichweg??? Es ist uns ein Rätsel. Wir glauben schon nicht mehr daran, jemals ans Ziel zu gelangen. Etliche Schweißtropfen später ist es dann doch geschafft. Jetzt heißt es erst einmal tief durchatmen, Tee trinken und dann einen ersten Erkundungsgang zur weltweit größten, orthodoxen Kathedrale zu unternehmen.

 

Es ist Sonntag und es sind viele Gläubige hier. Wir können auch die Vorbereitungen zu einem Gottesdienst miterleben und lauschen den Gesängen der Geistlichen. Ein beeindruckendes Erlebnis in einem beeindruckenden Bauwerk, das im Übrigen komplett durch einen vermögenden, georgischen Privatmann finanziert wurde.

Tibilisi Tag 1 beginnt mit einem Besuch beim Drohnen-Doktor. Dafür nehmen wir uns ein Taxi, das uns für 15 Lari quer durch die Stadt bringt. Wir landen in einem beeindruckenden Fachgeschäft, das alles hat, was des Drohnenpiloten Herz höherschlagen lässt. Der freundliche Mitarbeiter begutachtet unser lädiertes Bienchen und ist zuversichtlich, dass er das Fluggerät wieder hinbekommt. Morgen können wir es wieder abholen.

Unser Taxifahrer hat netterweise auf uns gewartet und bringt uns zurück, diesmal zum zentralen Europaplatz mit der futuristischen Friedensbrücke über den Fluss Kura. Hier können wir zu unserer Altstadt-Erkundung starten und sind ziemlich schnell begeistert vom besonderen Flair Tibilisis. Hübsche Architektur, morbider Charme, gemütliche Kneipen, prunkvolle Gebäude und protziger Sowjet-Style. Es gibt jede Menge Streetart zu bewundern und die Lage am Fluss Kura erinnert uns fast ein wenig an Paris.

 

Mit der Standseilbahn geht es hinauf in den Mtatsminda-Park. Abgesehen von der tollen Aussicht über die Stadt ist er mit seinen vielen Fahrgeschäften, einem Riesenrad und Jahrmarkt-Rummel eher etwas für den Familienausflug am Sonntag. Nett ist es aber trotzdem und wir genießen eine Kaffeepause auf der Panorama-Terrasse.

Wieder unten in der Stadt landen wir dann doch tatsächlich in einem original französischen Bistro. Das erkennen wir aber erst auf den zweiten Blick. Die Besitzerin ist Französin, verheiratet mit einem Österreicher und sie betreibt das liebevoll eingerichtete Café mit französischem Charme. Wir genießen ein Glas Vin Blanc (georgischen!!!), genehmigen uns ein Baguette-Sandwich und lauschen den Chansons. Für die französischen Momente im Leben 😉

Zurück am Mumin verschlechtert sich leider das Wetter und es beginnt zu tröpfeln. Den Abend verbringen wir deshalb indoor, doch um uns herum versammelt sich eine ganze Gruppe deutscher Overlander-Fahrzeuge.

Tibilisi Tag 2 beginnt trüb, nass und windig. Unser Taxifahrer kennt bereits den Weg und bringt uns erneut zum Drohnen-Doktor. Die Kamera konnte leider nicht repariert, sondern musste getauscht werden. Aber jetzt fliegt es wieder, unser Bienchen.

Wir lassen uns danach noch ein wenig durch die Altstadt treiben, besuchen das Bäderviertel und überbrücken einen Regenschauer in einem urigen Restaurant bei einem kleinen Mittagessen. Dann verlängern wir noch unsere SIM-Karte, Frank findet einen Frisör und nur die Suche nach einem Optiker für die Reparatur der lädierten Brille bleibt erfolglos. Zurück am Mumin wärmen wir uns erst einmal auf, bevor wir noch dem Tipp zur Einkehr in der „Family-Kitchen“ folgen.

Der Name ist Programm. Nur wenige Meter von unserem Stellplatz entfernt liegt das kleine Keller-Restaurant, das eigentlich ein Wohnzimmer mit Küche ist. Drinnen am Herd werkeln zwei ältere Damen, die noch echte Hausmannskost zaubern. Es gibt vier Tische für maximal 16 Personen, die Portionen sind üppig und man kommt schnell ins Gespräch mit den anderen Gästen. Selbstbedienung ist ok und man darf sich Gläser, Teller und Besteck aus dem guten alten Sideboard holen. Derweil kann man den Damen beim Kochen zuschauen.

Als es im Wohnzimmer ein wenig ruhiger wird, holt sich eine der beiden Damen einen Schaukelstuhl hervor, gähnt herzhaft und freut sich über ihre prall gefüllte Bauchtasche. Es scheint ein guter Tag gewesen zu sein. Futtern wie bei Muttern – Schade, dass es so etwas bei uns nicht mehr gibt und auch nicht mehr geben darf.


Von Tibilisi in den Großen Kaukasus

Weil es so schön war, zieht es uns noch einmal in den Großen Kaukasus. Diesmal allerdings in den östlichen Teil. Bevor wir jedoch Tibilisi verlassen, kommen wir noch ins Gespräch mit einem jungen Paar aus Freiburg. Die Familie ist unterwegs auf einer einjährigen Auszeit und auf dem Weg in den Iran. Allerdings gibt es dort Probleme mit der Visa-Erteilung. Der jüngste Krieg in Israel macht das Reisen nicht einfacher und in den Iran zu gelangen, ist wohl noch problematischer geworden.

Wir machen uns also auf den Weg in Richtung Georgische Heerstraße und legen einen ersten Stopp an der „Chronik von Georgien“ nördlich von Tibilisi ein. Ein monumentales Bauwerk, das noch zu Sowjetzeiten 1985 begonnen wurde und angeblich unvollendet blieb. Eigentlich logisch, denn eine Chronik setzt sich ja naturgemäß weiter fort. Das Bauwerk wird auch „Stonehenge von Georgien“ genannt. Tatsächlich sind die mächtigen Steinsäulen sehr eindrucksvoll. 16 an der Zahl mit einer Höhe von 30-35 Metern zeigen sie im unteren Teil Szenen aus dem Leben Jesu. Damit erinnert das Denkmal an die Christianisierung des Landes. Bemerkenswert insofern, als in Sowjetzeiten Kirche und Religiosität eher keine Rolle spielten.

Im oberen Bereich der Steinsäulen sind die Könige und Königinnen sowie berühmte Persönlichkeiten des Landes dargestellt. Außerdem finden sich Szenen mit traditionellen Bräuchen und Festen. Ein faszinierender Ort mit schönen Ausblicken auf die Stadt und den See von Tibilisi.

Über die Georgische Heerstraße geht es nun rund 120 Kilometer gen Norden. Die Strecke ist zunächst geprägt von etlichen Restaurants, Supermärkten und Souvenirständen. Bauern verkaufen Obst, Honig und Gemüse sowie die „georgischen Snickers“ mit dem unaussprechlichen Namen Churchkhela. Auf Schnüre gefädelte Nüsse und Trockenfrüchte, die mit einem eingedickten Fruchtsirup überzogen wurde. Ein wirklich leckerer Snack.

 

Vorbei an einem Stausee und der eindrucksvollen Festungskirche Ananuri geht es immer weiter hinein in die Berge. Der Straßenzustand wechselt zwischen gut ausgebaut bis grottenschlecht. Aktuell arbeiten chinesische Firmen an einem Tunnelprojekt im Rahmen der Infrastrukturmaßnahme „Neue Seidenstraße“. Dann wird die einzige Hauptverbindungsstraße von Georgien nach Russland schneller zu befahren sein. Ob das so unbedingt im Sinne Georgiens ist? Jedenfalls wird hier ein ganzes Tal komplett umgegraben, ohne vorher Eidechsen umzusiedeln. Warum mag es einfach nicht gelingen, einen gesunden Mittelweg zwischen unserem überregulierten Europa und diesem Raubbau an der Natur zu finden?

Der LKW-Rückstau vor der russischen Grenze ist schon bald enorm. Kilometerlang reihen sich die Brummis aneinander. Einmal mehr tun mir die Fahrer leid, die hier teilweise tagelang ausharren müssen. Fahrer aus Ländern, die sich untereinander verfeindet sind, sitzen hier einträchtig bei Kaffee und Tee an ihren Trucks zusammen. Egal woher, sie teilen das Schicksal eines hart verdienten Lebensunterhaltes.

Wir kommen durch atemberaubende Landschaften, ein weniger charmantes Skigebiet mit den üblichen Bausünden und erreiche schließlich das georgisch-russische Freundschaftsdenkmal. Mit der Freundschaft ist es inzwischen zwar nicht mehr allzu weit her, doch das Monument in grandioser Aussichtslage ist immer noch beeindruckend. Es ist jedoch lausig kalt, uns weht ein eisiger Ostwind um die Nase und aus den Wolken flöckelt der erste Schnee.

Unser Route führt uns noch weiter hinauf auf den Kreuzpass mit 2.395 Metern Höhe. Wir sehen jedoch nicht viel, denn der Pass hüllt sich in Nebelschwaden. Bei Stepansminda finden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz an einem leider kalten Mineralwasserpool. Kurioserweise nennt man ihn dort „Hot Spring“… und die Außentemperatur beträgt bereits am frühen Abend Minus drei Grad. Unten ein Bild von unserem Stellplatz am Abend und am nächsten Morgen.


Stepansminda, die Dreifaltigkeitskirche und die Täler des Kaukasus

Stepansminda und der Berg Kasbek waren meine Wunschziele in Georgien. Ob sich die Erwartungen erfüllen würden? Das Wetter ist uns schon mal hold und der Große Kaukasus präsentiert sich heute mit stahlblauem Himmel und Sonne satt. Wir fahren also den kurzen Weg weiter nach Stepansminda oder Kasbegi, wie die Stadt vor der russischen Grenze genannt wird. Benannt nach dem alles überragenden Berg Kasbek. Mit 5.054 Metern der dritthöchste Berg Georgiens, der sich heute in seiner ganzen Pracht präsentiert. Der Wetterbericht hat nicht zu viel versprochen.

 

Unser Ziel ist eines der Wahrzeichen Georgiens. Die Dreifaltigkeitskirche Gergeti. Unten am großen Parkplatz starten die Offroad-Taxis. Eigentlich wäre die Fahrt hinauf auf der nagelneuen, asphaltierten Straße auch für den Mumin machbar. Die Strecke ist zwar steil und mit einigen engen Serpentinen. Aber oben gibt es einen großen Parkplatz, der geradezu prädestiniert ist für eine Übernachtung in Panoramalage. Doch wir werden schon unten ausgebremst und der Taxidienst ist eine Art Business der Einheimischen. Somit berappen wir 60 Lari und lassen uns hinaufkutschieren. Oben haben wir 45 Minuten Zeit für Sightseeing und Fotos, dann geht es wieder zurück.

Die Kirche selbst ist kein wirkliches Highlight. Da hat Georgien wahrlich Schöneres zu bieten. Doch die einzigartige Lage und das großartige Panorama vor dem Berg Kasbek – Allein dafür hat sich die Anfahrt gelohnt.

Zurück im Tal fahren wir einige Kilometer zurück bis ins Sno-Tal. Nicht weit von der Hauptstraße gibt es einen kleinen Skulpturenpark, den ein Künstler mit Steinköpfen und Reliefs bestückt hat. Vor dem Hintergrund schneebedeckter Gipfel wirkt die Szenerie fast wie auf den Osterinseln. Wir fahren noch ein kleines Stück weiter ins Tal, entdecken ein Dorf mit den charakteristischen Wehrtürmen und legen eine Kaffeepause ein. Kurzzeitig überlegen wir, noch weiter ins Tal zu fahren. Doch wir brauchen Wasser und das können wir am Eingang zum Truso-Tal erledigen. Dort begegnen wir noch einmal Olina und Thomas mit ihrem UAZ. Sie ermuntern uns, noch weiter ins Tal hineinzufahren. Doch es wird bereits dämmrig und die Piste ist grottenschlecht, so dass wir uns schon bald einen Übernachtungsplatz am Fluss auf einer weiten Wiese suchen. Es dauert nicht lange und wir bekommen Besuch von vorbeiziehenden Rinder- und Schafherden. Sie sind auf dem Weg zurück auf die Winterweiden in den Tälern. Auch diese Nacht ist zapfig kalt, der Wind fegt durchs Tal, aber wir haben es drinnen hyggelig warm.


Vom Großen Kaukasus nach Kachetien

Bei weiterhin strahlend blauem Himmel rollen wir auf der Georgischen Heerstraße zurück in Richtung Weinregion Kachetien. Einen ersten Stopp legen wir auf dem Kreuzpass ein. Dort gibt es eine Gedenkstätte mit einem Friedhof, auf dem deutsche Kriegsgefangene bestattet sind, die beim Bau der Passstraße ihr Leben verloren.

Am Freundschaftsdenkmal halten wir ein zweites Mal. Diesmal bei besseren Wetterbedingungen, ohne Schnee und Frostbeulen. Da ist die Aussicht gleich nochmal so schön. Danach rollen wir bei starkem LKW-Verkehr talwärts. Am Stausee Zhinvali schauen wir uns auch die Festungskirche Ananuri an. Hübsch, aber sehr touristisch und obligatorischer Zwischenstopp der Ausflugstouren in Richtung Stepansminda. Auch dies kein unbedingtes Must-have-seen.

Wenig später zweigt unsere Route ab in Richtung Kachetien. Auf einer recht neuen Straße geht es durch eine waldreiche, bergige Region. Indian-Summer-Feeling pur begleitet uns. Die leuchtenden Herbstfarben der Bäume, grüne Weiden mit Schafherden und der blaue Himmel. Die Fahrt ist heute ein reiner landschaftlicher Genuss. Die Stadt Telavi durchqueren wir recht zügig und erreichen am späteren Nachmittag die Ibero-Winery bei Vachnadziani. Dort werden wir bereits von Karin und Klaus erwartet, die für uns eine Weinprobe mit Abendessen organisiert haben. Kachetien ist die bekannteste Weinregion Georgiens.  Nach einer Führung mit Erklärungen zur traditionellen Weinherstellung geht es an die Verkostung. Wir dürfen nicht nur die Weiß- und Rotweine probieren, es werden auch verschiedene Portweine und natürlich der Tresterschnaps Chacha produziert. Es wird ein recht kurzweiliger, interessanter Abend mit tiefschürfenden Gesprächen. Wieder einmal erhalten wir Einblicke in das Leben der Georgier mit ihrem ungeliebten Nachbarn im Norden. Am Ende werden wir sogar geadelt. Camper, so meint der Besitzer des Weingutes, wären ganz anders als normale Touristen. Wir wären fast schon Georgier, sagt er. Ein größeres Lob können wir uns kaum vorstellen.


Von Kachetien in die Wüste

Ohne dicken Kopf, aber noch ein wenig müde, fahren wir noch ganz in den Südosten Georgiens zum Felsenkloster Dawit Garedscha. Es liegt genau auf einem Grenzkamm zu Aserbaidschan und gilt als ältestes Kloster Georgiens. Insgesamt gab es in der Region sogar 13 Klöster, die als Wiege der Christenheit gelten. Die meisten davon wurden jedoch zerstört, liegen heute in Aserbaidschan oder sind nur noch Ruinen. Die Landschaft ist wieder einmal atemberaubend und ganz anders als die bisherigen Regionen Georgiens. Wir befinden uns in einem trockenen Steppengebiet mit Salzseen, unendlicher Weite und farbigen „Regenbogen-Bergen“. Einzigartig und faszinierend. Wir finden einen wunderbaren Übernachtungsplatz auf einem Plateau und können in der Nacht die Lichter drüben in Aserbaidschan sehen. Georgien begeistert uns auch in den letzten Tagen, die wir hier verbringen.

Am nächsten Morgen gibt es bei milden Temperaturen Frühstück draußen mit Blick auf die tolle Landschaft. Es dauert nicht lange, dann parkt neben uns ein Auto. Drei betagtere Herrschaften mit Handtasche, Gehstock und festlich im Sonntagsstaat gewandet steigen aus und marschieren freundlich grüßend hinunter in den Canyon vor uns. Wenig später rumpeln drei Autos auf der schlechten Piste hinterher. Wohin die nur alle wollen? Das Satellitenbild von Google gibt Aufschluss. Etwa zwei Kilometer weiter unten im Canyon gibt es wohl ein weiters Felsenkloster, in dem noch ein Eremit lebt. Dort wird wohl auch ein Sonntags-Gottesdienst gefeiert.

Wenig später kommen zwei junge Männer vorbei. Zunächst um die Aussicht zu genießen, dann helfen die beiden Frank bei der Aktivierung des neuen Datenvolumens. Beide sprechen recht gut Englisch, untereinander unterhalten sie sich jedoch auf Russisch. Wir vermuten, dass die beiden wie so viele gebildeten, bessergestellten jungen Russen ihrem Heimatland den Rücken gekehrt haben, um nicht in diesem unsinnigen Krieg verheizt zu werden. Wäre bestimmt interessant, mehr darüber zu erfahren. Doch Politik ist ein heikles Terrain und somit bleibt es bei der netten, digitalen Hilfestellung.


Borjomi und die letzten Stunden in Georgien

Bevor es endgültig Zeit wird, Georgien Adieu zu sagen, steuern wir noch das Kurstädtchen Borjomi an. Von dort stammt das berühmte georgische Mineralwasser. Wir treffen dort Karin und Klaus wieder und stehen etwas uncharmant mitten in der Stadt beim ehemaligen Bahnhof. Nicht immer gibt es 5-Sterne-Übernachtungsplätze. Am Nachmittag ist es dort auch noch recht laut, Hochzeitsgesellschaften ziehen mit Autokorsos laut hupend und mit qualmenden Reifen an uns vorbei, im Kurpavillon wird ein Fußballspiel übertragen und auf dem Spielplatz nebenan tummeln sich die Kinder auf quietschenden Schaukeln.

Wir bummeln noch ein wenig durch das Kurviertel. Sehr touristisch mit Souvenirmeilen, hübschen Holzvillen und mondänen Hotels. Das Ganze erinnert uns an die tschechischen Kurbäder Karlsbad und Co. Dann gibt es noch ein Feierabendbier und wir treffen Reisende aus Norwegen, die mit Jeep und Dachzelt unterwegs sind. Sie haben den tollkühnen Plan, in drei Monaten von Norwegen nach Südafrika zu fahren. Aktuell verweigert ihnen der Iran jedoch das Visum. Grund: Die Verleihung des Friedensnobelpreises an eine iranische Journalistin. Alles nicht so einfach in diesen Tagen.

Die Nacht in Borjomi ist erstaunlich ruhig und wir werden erste am frühen Morgen von einem defekten Omnibus geweckt, der seine Motordrehzahl in die Höhe treibt. Wir rollen also frühzeitig durch das schöne Flusstal der Kura, tanken noch das gute Wasser von Borjomi und erreichen bei bedecktem Himmel die bereits bekannte Festungsstadt Akhaltsikhe. Sorgfältig achten wir hier auf die Einhaltung der STVO, doch Klaus erwischt es trotzdem. Wegen vermeintlich nicht angelegtem Sicherheitsgurt wird er angehalten, kommt aber straffrei davon 😉

Wir steuern einen Supermarkt an, geben unsere letzten Lari aus, stocken die Wein- und Biervorräte auf und tanken günstigen georgischen Diesel. Dann geht es über einen kleinen Grenzübergang in die Türkei. Obwohl wir weit und breit die einzigen Touristen sind, nimmt man die Kontrolle doch recht genau. Die Beamten, teils freundlich, teils pampig, lassen sich Zeit und schicken uns von Fensterchen zu Fensterchen. Nicht immer ist so genau zu erkennen, wer was wo von uns will. So zieht sich das Prozedere für unsere beiden Fahrzeuge doch fast anderthalb Stunden hin. Doch dann sind wir drin in der Türkei und es heißt zum zweiten Mal Hoş Geldiniz. Was wir dort erleben, erzählen wir dann beim nächsten Mal.



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