Griechenland und der Dadia-Nationalpark
Die Rückreise in Richtung Heimat erfolgt nun zügig, aber immer noch in Etappen. Je weiter nach Norden wir kommen, desto kürzer werden die Tage und desto schlechter auch das Wetter. Hat uns die Türkei mit sintflutartigem Regen verabschiedet, so empfängt uns Griechenland wettertechnisch ein wenig versöhnlicher. Hellas ist das Land Nummer 7 auf unserer Reise und wir streifen es zumindest kurz. Unser auserkorenes Etappenziel ist der Dadia-Nationalpark. Am dortigen Infocenter finden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz.
Für einen kleinen Abendspaziergang bummeln wir noch ins Örtchen Dadia. Hier in Griechenland wirkt alles ein wenig aufgeräumter und europäischer. Die Häuser werden von hübschen Vorgärten geziert, teilweise blühen noch die Geranien und im Ort finden wir eine geöffnete Taverne. Dort bekommen wir griechisches Soulfood. Tzatziki, Restsina, griechischen Salat und Souvlaki. Nebenbei erfahren wir von der netten Wirtin, dass die Region in den beiden Sommern 2022 und 2023 von den verheerenden Waldbränden betroffen war. Sie zeigt uns die Fotos mit dem Flammeninferno auf ihrem Smartphone und erzählt, dass in dem kleinen Ort 1.800 Feuerwehrleute aus Zypern, Nordmazedonien, Albanien und Bulgarien im Einsatz waren. Trotz Alarmstufe dunkelrot hat sie weder das Dorf noch ihr Haus verlassen. Beängstigende Bilder und nachdenklich stimmende Erzählungen.
Nach einer ruhigen Nacht - wir hatten nur das Bimmeln der Dorfkirche im Ohr - entschließen wir uns zu einer kleinen Wanderung im Nationalpark. Das Wetter ist sonnig und wir machen uns auf den Weg zu einer Vogelbeobachtungsstation. Dabei können wir recht schnell das Ausmaß der Waldbrände sehen. Wir wandern durch verkohlte Wälder und entlang riesiger Feuerschneisen, die man zum Schutz des Dorfes angelegt hatte. Auch die Vogelbeobachtungsstation wurde ein Raub der Flammen. Doch ein neues Fundament ist bereits fertig und in der Ferne können wir tatsächlich einige der großen Greifvögel beobachten, für die der Nationalpark bekannt ist. Verschiedene Geier-, Adler- und Falkenarten sollen hier beheimatet sein. Noch ist unklar, wie viele davon das Feuer überlebt haben. 70 Prozent der Nationalparkfläche sollen zerstört sein. Da macht es zumindest ein klein wenig Hoffnung, dass wir bereits neues Grün sprießen sehen.
Trotzdem beschleicht uns ein ungutes Gefühl. Irgendwie scheint es nach unserem Empfinden nur in den EU-Ländern diese gewaltigen Brände gegeben zu haben. Rund ums Mittelmeer sind Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Griechenland betroffen. Man liest/hört nichts oder nur wenig von Waldbränden in der nur durch einen schmalen Bach getrennten Türkei, Albanien, Bulgarien... Ist es unter Umständen "lukrativer", wenn es in der EU-Ländern brennt? Stimmen dort die Ausgleichszahlungen bei den entstandenen Schäden? Der Anblick der verkohlten Landschaft macht uns nachdenklich.
Bulgarien im Schnelldurchlauf
Von Griechenland geht's dann recht zügig in Richtung Bulgarien. Wir fahren dabei entlang der EU-Außengrenze und dicht entlang der Grenze zur Türkei. Diese ist hier tatsächlich sehr gut bewacht und selten haben wir so viele Kontrollposten gesehen. Abgesehen vom Osten der Türkei, wo die Checkpoints deutlich militärischer daherkamen.
Der Grenzübergang nach Bulgarien ist problemlos. In rekordverdächtigen zehn Minuten sind wir im Nachbarland. Ein kurzer Blick in den Mumin, ein freundlicher Gruß, das war's. Nahe der Industriestadt Dimitrovgrad finden wir schließlich ein Plätzchen am Fluss für die Nacht. Die Szenerie ist ein wenig gruselig und wir blicken hinüber auf eine Kulisse aus qualmenden Fabrikschloten. Doch im Gegensatz zur Türkei ist es hier am Ufer erstaunlich sauber und aufgeräumt, kein Müll fliegt herum und wir verbringen eine ruhige Nacht.
Bye-the-Way: Heute haben wir auch die 10.000-Kilometer-Marke geknackt.
Serbien - Diesmal ein wenig holprig
Wir starten bei Sonnenschein und herbstlicher Morgenstimmung mit Nebel über den Flussauen in Richtung Serbien. Auf der Autobahn kommen wir auch flott um Sofia herum, das bei einsetzendem Regen recht trostlos wirkt. Kurzzeitig hatten wir überlegt, doch noch einen Stopp in der bulgarischen Hauptstadt einzulegen. Doch bei Usselwetter lockt uns der Stadtbesuch nicht wirklich.
Obwohl nur wenig los ist, dauert das Grenzprozedere nach Serbien mit schlechtgelaunten Zöllnern dann doch fast eine Stunde. Der obligatorische Blick in den Mumin, ein türkischer Prollo-AMG-Drängler, danach zwei Polizeikontrollen an der Autobahn - Serbien - du hat mir schon besser gefallen. Es muss wohl am schlechten Wetter liegen. Erschwerend kommt hinzu, dass wir keinen wirklich ansprechenden Übernachtungsplatz in Autobahnnähe finden und dass es bereits kurz nach 16 Uhr stockfinster wird. Auf kleinen, dunklen Sträßchen landen wir schließlich auf dem Besucherparkplatz des Klosters Ravanica. Gefühlt am sogenannten Ende der Welt verbringen wir dort eine außerordentlich ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen herrscht wieder eitel Sonnenschein und wir schauen uns die sehr gepflegte, serbisch-orthodoxe Anlage ein wenig genauer an. Wir sind wohl die ersten Besucher des Tages, noch dazu die einzigen Touristen, und werden von freundlichen Nonnen eingelassen.
Leider sind drinnen keine Fotos gestattet, doch die prächtige Ausstattung der Kirche ist sehr beeindruckend. Das Kloster wurde vom Fürsten Lazar zwischen 1375 und 1377 erbaut. Der Adlige kam bei der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 ums Leben und seine Gebeine wurden hier im Kloster beigesetzt. Von außen sieht es eher aus wie eine wehrhafte Kirchenburg, die von einer mächtigen Mauer umschlossen ist. Innnerhalb der Befestigung befindet sich die Kirche sowie mehrere Wirtschaftsgebäude und die Räume des Klosters. Kaum sind wir mit unserem Besichtigungsrundgang fertig, kommen auch schon die ersten Gläubigen zum Gebet. Zeit für uns, weiterzufahren nach...
... Palics bei Subotica. Kurz vor der ungarischen Grenze legen wir nochmals einen Übernachtungsstopp ein und hier schließt sich dann auch ein wenig der Kreis unserer Reise. Im Sommer waren wir schon einmal hier am See. Jetzt ist es deutlich kühler und deutlich ruhiger. Wir nutzen die zeitige Ankunft für einen kleinen Abendspaziergang und finden ein schönes Restaurant, in dem wir uns serbische Spezialitäten schmecken lassen.
Ungarn und eine kleines Auszeit im Thermalbad
Zugegeben - mit den Ungarn stehen wir seit unserer Rumänienreise auf Kriegsfuß. Ein wunderschönes Land, aber leider korrupte Zöllner und irgendwie nun ja. Doch Ungarn hat auch schöne, warme Thermalbäder und die sind jetzt in der kalten Jahreszeit dann doch recht verlockend. Ob wir Ungarn eher im Schnelldurchlauf passieren oder uns tatsächlich eine kleine Auszeit gönnen wollen, machen wir vom Ablauf der Grenzprozedur abhängig. Tatsächlich lässt man uns problemlos bis kurz vor die Zollschranke fahren, dann versucht uns der Beamte wieder zurückzuschicken in die LKW-Spur. The same procedure as every year....
Wir erklären, dass wir ein Wohnmobil sind, zurück in die EU wollen, nix zu verzollen haben und werden von einer jungen Zöllnerin erlöst. Sie drückt uns die Papiere in die Hand, wir klappen die Seitenspiegel ein und quetschen uns ungestreift durch die geöffnete Schranke. Na bitte - geht doch!!!
Unsere Maut haben wir auch diesmal online für ein Wohnmobil gelöst und rollen nun zügig auf der Autobahn in Richtung Kecskemét. Östlich der Stadt soll es einen angenehmen Thermal-Campingplatz in Tiszakécske geben. Den Tipp haben wir von unseren Reisefreunden Monika und Peter erhalten und wir werden auch nicht enttäuscht. Ganz Renter-Like beziehen wir Quartier auf dem schönen Platz und können im Bademantel hinüber zu den warmen Becken schlendern. Da bleiben wir doch gleich ein paar Tage, gehen lecker Fisch essen und genießen die kleine Auszeit mit Wellness-Massagen, Spaziergängen und einfach mal nix tun.
Update zur Maut in Ungarn:
Ab Januar 2024 ist auch für Wohnmobile über 3,5 t eine streckenabhängige Maut in Ungarn zu entrichten. Damit entfällt die Einstufung in die Kategorie D2 und man kommt nur noch mit einer Mautbox durch bzw. die e-Vignette ist nicht mehr möglich (Info laut einer Mitteilung von vintrica.com).
Zum Lesen der Speisekarte benötigen wir nun keine Übersetzungs-App mehr.
Willkommen in Austria!
Österreich und das Kloster Heiligenkreuz
Die Verkehrssituation in den Ballungsgebieten Budapest-Bratislava-Wien holt uns endgültig zurück ins volle Europa. Was wir seit Wochen nicht mehr hatten ist nun
unsere Begleiter. Stau, Stau und nochmal Stau. Keine gute Idee, montags on the road zu gehen. Aber ok - wir haben ja Zeit. Insofern kommen wir nicht ganz so schnell voran wie geplant. Da nun ja
auch die Tage deutlich kürzer sind und wir nicht bei Dunkelheit auf Stellplatzsuche gehen möchten, verlassen wir kurz hinter Wien die Autobahn und steuern einen weiteren Klosterparkplatz an.
Irgendwie eignen sich diese Orte recht gut für ruhige Nächte...
Diesmal ist es das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz im Wienerwald. Wir sind ziemlich erstaunt, was uns hier erwartet. Zwar ist eine Innenbesichtigung aufgrund der fortgeschrittenen Stunde nicht mehr möglich, aber wir ergoogeln uns mal ein wenig Hintergrundwissen. So besteht das Stift Heiligenkreuz ohne Unterbrechung seit seiner Gründung im Jahr 1133 und ist damit das weltweit zweitälteste Zisterzienserkloster. Es gibt hier ein Prieserseminar, eine europäische Hochschule für Zisterzienserforschung, eine Fakultät für Theologie und Philosophie und das Stift hat bereits zahlreiche prominente Gäste ein- und ausgehen gesehen. Darunter auch der Papst persönlich. Ein hochkarätiger Brocken also.
Wie wir im Nachgang erfahren, gab es am 9. Dezember 2023, also wenige Tage nach unserem Aufenthalt, eine islamistische Bombendrohung gegen das Stift Heiligenkreuz, die für einen Großeinsatz der Sicherheitskräfte sorgte.
Last Stopp - Friedberg bei Augsburg
Auch diesen Reisetag brechen wir entnervt vorzeitig ab. Wahrscheinlich werden wir alt. Aber der Verkehr auf deutschen Autobahnen ist schlichtweg katastrophal. Rund
um München Starkregen, Baustellen und Stau, wir mittendrin und keine Lust mehr, bei einbrechender Dunkelheit bis nach Hause zu fahren. Somit ist bei Friedberg kurz vor Augsburg Schluss. Wieder
einmal finden wir ein schönes Plätzchen - diesmal bei der Wallfahrtskirche Herrgottsruh. Nomen est omen und die Nacht in Gesellschaft eines weiteren Wohnmobils ist ausgesprochen ruhig. Es gibt
auch eine gemütliche Kneipe genau gegenüber, betrieben von einem Italiener, der uns mit Feierabend-Viertele und leckeren Bruschetta nach dem nervigen Fahrtag verwöhnt. Die restlichen knapp 140
Kilometer schaffen wir am nächsten Morgen dann tatsächlich tiefenentspannt.
Reisefazit
Nach 89 Reisetagen, 12.029 Kilometern und 3.666 Litern Diesel sind wir wieder wohlbehalten zuhause angekommen. 18 Mal haben wir auf gebührenpflichtigen Stell- und
Campingplätzen übernachtet. Den Rest frei in teils wilder Natur und Aug-in-Aug mit echten Bären ;)
Hinter uns liegen eindrucksvolle Länder, zauberhafte Landschaften und viele schöne Begegnungen mit Menschen. Fremden, die uns überall gastfreundlich und herzlich in ihrer Heimat empfangen haben. Gleichgesinnte, mit denen wir ein Stück des Weges gemeinsam gehen konnten, inspirierende Gespräche und gesellige Stunden verbrachten. Mein/unser persönliches Highlight waren die 14 Tage in Georgien, die wir gemeinsam mit unseren Töchtern und deren Freunden verbringen durften. Dank der perfekten Organisation dieses Familien-Events durch Andreas und Swetlana von www.uazfamily.com werden die Tage im kleinen, großartigen Kaukaus-Land sicherlich noch lange in uns nachwirken. Das alles lässt uns dankbar zurückblicken und wir sind glücklich darüber, dass wir solche unvergesslichen Momente erleben dürfen.
Euch allen, die ihr uns auf dieser Reise begleitet habt, ob virtuell oder persönlich, sagen wir Dankeschön für's Mitreisen und bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt "On the Road again".