Stellplatz-Romantik in Spanien - oder: Vom Leid einer schiebetürgeplagten Globetrotterin

Aus gegebenem Anlass und weil wir nach drei Spanien-Reisen in Folge einiges an romantischen und auch weniger romantischen Stellplätzen erlebten, kommt heute ein kleiner Einblick in die verklärte Welt des Vanlife, Campens und Globetrottens. Gemäß dem Motto „Es ist nicht alles Gold was glänzt“ und um einem eventuellen Shitstorm aller Schiebetür-Besitzerinnen und -Besitzer vorzubeugen, schicke ich höchst vorsorglich voraus – ACHTUNG – SATIRE!


Wir sind irgendwo in den Bergen Kataloniens. Auf der allseits beliebten und von Social-Media-erprobten Vanlifern auch mit der allerkleinsten Parkbucht in Wohngebieten bestückten App „Park4Night“ haben wir einen offiziellen Stellplatz am Rande einer Kleinstadt gefunden. Guter Ausgangspunkt für unsere geplante Besichtigungsrunde. Wir kommen am späteren Nachmittag an, der Stellplatz ist (noch) leer, wir parken den Mumin, genießen die Aussicht auf Castillo und Berge und lassen den Recherche-Tag mit einem kleinen Bummel durch das nette Städtchen ausklingen.

Zurück am Stellplatz, der – das soll nicht unerwähnt bleiben – neben dem städtischen Fußballplatz liegt, haben sich bereits einige Wohnmobile zu uns gesellt. Auf dem Fußballplatz wird noch eifrig gekickt, erst die Bambinis, dann die Jugend, später die Altherren. Alles läuft gesittet, pünktlich um 22.00 Uhr wird die Flutlichtanlage abgestellt und die Freizeitkicker verschwinden unter der Dusche. Es wird ruhig.

Nicht ganz. Wenig später schnauft ein Wohnmobil mit einer spanischen Familie heran. Es ergattert den vorletzten freien Stellplatz, rangiert vor und zurück, rangiert auf die Auffahrkeile, rangiert wieder herunter, parkt rückwärts ein, versucht es mit vorwärts und nach gefühlt 100 Fahrmanövern steht das gute Stück. Nicht ohne einen neu gepflanzten Baum ein wenig zu touchieren sowie unter Beanspruchung von anderthalb Stellplätzen. Auch gut, dann kann neben uns wenigstens niemand mehr einparken 😉

Nun wird nebenan eifrig mit Plastikgeschirr geklappert, Schranktüren gehen auf und zu, der zurückliegende Tag wird wortreich diskutiert, die drei Kinder abgefüttert und anschließend durchs Bad geschleust.

Es ist doch immer wieder schön, im Reiseland so hautnah am Familienleben der einheimischen Bevölkerung teilhaben zu dürfen. Gegen 23.30 Uhr gehen bei der spanischen Familie die Lichter aus – es herrscht Stille und auch wir betten nun unser müdes Haupt zur Ruhe.

Ruhe? Nicht ganz. Mitten in der Nacht schrecke ich durch einen lautes Geräusch auf. Neben meinem Kopf parkt tatsächlich noch ein Auto ein. Da ist doch gar kein Platz mehr? Doch – für einen Van der Marke mit dem Stern reicht auch die kleinste Lücke. Ein verschlafener Blick auf die Uhr – es ist 2.45 Uhr. Doch der Van parkt nicht nur, er besitzt auch eine Schiebetür. Und die gibt, ratsch-bumm, vor meinem geöffneten Schlafzimmerfenster die Fahrzeugbesatzung frei, ratsch-bumm. Ein junges Paar, ratsch-bumm, mit Hund, ratsch-bumm, und Aufstelldach, ratsch-bumm. Bis letzteres geöffnet ist, ratsch-bumm, bedarf es sowohl einiger wortreicher Diskussionen sowie mehrerer ratsch-bumms. Dann herrscht auch nebenan Ruhe, doch mit meiner Nachtruhe ist nun vorbei. So unsanft aus der Tiefschlafphase gerissen, sinniere ich noch ein wenig über die Erfindung einer sanften Ratsch-Bumm-Schiebetür-Schließanlage nach. Elektronisch gesteuert, die aus dem Ratsch-Bumm ein sanftes, geräuschloses Zugleiten macht. Sowas müsste es doch geben. Und wenn nicht, sollte es ein kluger Geist schleunigst erfinden. Vielleicht ein Thema für die nächste Vanlife-Selbstausbau-Busbastler-Generation? 😉

Irgendwann gleite ich dann doch noch hinüber in einen leichten Dämmerschlaf bis – ratsch-bumm, die Fahrzeugbesatzung nebenan ein Bedürfnis plagt, ratsch-bumm. Es ist ja schon 5.30 Uhr… Also ab ins Gebüsch, ratsch-bumm, und zurück ins Auto, ratsch-bumm. Toiletten an Bord sind in dieser Fahrzeugkategorie wohl eher Mangelware. Ach ja, der Hund muss auch noch raus, ratsch-bumm. Und dann noch das Frauchen, ratsch-bumm.

Ich bin nun endgültig wach und brauche dringend einen starken Kaffee. Oder auch zwei. Ob ich dafür unsere Emma (den Diesel-Generator) anwerfen soll? Ich bin stark versucht, auf das Knöpfchen zu drücken und den Einzylinder-Viertakter zum wummernden Leben zu erwecken….

 

In diesem Sinne - Hasta luego und bis demnächst!


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