Von kulinarischen Genüssen, Youtube-Begegnungen und einem fulminanten Ende in den Albanischen Alpen

 

Unsere Tage in Albanien sind gezählt. Während ich diese Zeilen schreibe, bereiten wir bereits unsere Heimreise nach Deutschland vor. Gar nicht so einfach in Zeiten von Corona. Welche Durchreiseländer haben welche Ein- oder Durchreisebestimmungen? Welches Land ist noch Hochinzidenz- oder nur noch Risikogebiet? Wo dürfen wir uns auf unserem Heimweg aufhalten, ohne zuhause in Quarantäne zu müssen, wo nur im Transit durchreisen? Was erwartet uns in Deutschland? Online-Anmeldung erforderlich? Fragen über Fragen und so langsam blickt da kein Mensch mehr durch. Wir haben heute die Testmöglichkeiten hier in Albanien geprüft und eine professionelle Anlaufstelle in Shkodra gefunden. Da scheint alles recht unproblematisch und vor allem unbürokratisch zu laufen.

 

Trotz oder gerade wegen Corona füllt sich der Campingplatz, den wir für unsere letzten Tage hier im Norden Albaniens als Basis gewählt haben, zusehends. Nach und nach trudeln hier die Reisenden aus der Schweiz, Österreich und Deutschland ein. Viele Offroader dabei, aber auch Rückkehrer aus Griechenland, die dort überwintert haben. Ein interessantes Völkchen. Und da tauscht man sich eben auch über die unterschiedlichen Reiseerfahrungen aus. Während Kroatien ziemlich strikt bei der Kontrolle der Ein- und Durchreisebestimmungen ist, wird es in den anderen Ländern eher lax gehandhabt. Es sind wirklich verrückte Zeiten, in denen wir gerade leben. Die Theorie sieht vielfach ganz anders aus als die Praxis. Mal sehen, was uns in den nächsten Tagen noch so alles erwarten wird.

 

Doch zuvor wollen wir noch ein wenig Albanien genießen. Und in den zurückliegenden Tagen war auch wieder einiges los. So ist unsere geplante Fährfahrt über den Koman-Stausee, auf die ich mich so sehr gefreut hatte, sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Zum einen hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn wir hatten in den Bergwelten Albaniens mal wieder einige Regentage. Und da wäre die Fährfahrt nur halb so schön geworden, wenn sie denn geklappt hätte. Doch was ist passiert? Wir hatten unser Ticket für die Berisha-Fähre bereits in der Tasche. Online gebucht, bestätigt und auch das Gewicht unseres Mumin hatten wir wahrheitsgemäß angegeben. Am Fähranleger dann die große Überraschung. Angetuckert kam eine Fähre, die Personen und PKWs locker schafft. Auch noch Vans und mittelgroße Standard-Wohnmobile, wenn Nebensaison und nicht viel Betrieb ist. Doch auf uns war man wohl nicht vorbereitet.

 Als wir die etwas labile Auffahrrampe sahen, rutschte uns das Herz schon ein wenig in die Hose. Bei einer Breite von maximal 3,00 Metern, Seegang und rückwärts auffahren wäre das spannend geworden. Vor allem die dünnen Seile der Befestigung fand ich persönlich wenig vertrauenerweckend.

 

Dann kam der Kapitän und fragte nach, wie schwer und vor allem wie hoch wir denn wären. Er schaute bedenklich, telefonierte und diskutierte und dann gab er uns den Rat, nicht mitzufahren. Grund wäre der Tunnel an der Endstation in Koman, durch den wir garantiert nicht durchpassen würden. Wenn er das so sagt, wird es schon seine Berechtigung haben. Also gut, war wohl nix mit Schiff Ahoi! Wir mussten einen Umweg von mehr als 200 Kilometern auf kurvigen, teilweise schlechten und bergigen Straßen auf uns nehmen, anstatt zweieinhalb Stunden gemütlich durch die Fjordlandschaft des Komansees zu schippern. Das kostete uns dann zwei Tage. SCH… im Quadrat. Aber nicht zu ändern. Wie sich im Nachhinein zeigte, wären wir sehr wohl durch den Tunnel gekommen. Offenbar hatte sich die Fährgesellschaft mit uns verschätzt. Wir hätten die Alpin-Fähre (Konkurrenzgesellschaft) nehmen sollen. Und die verkehrt erst ab Juni regelmäßig. Das schlechte Wetter hat uns die Enttäuschung dann zumindest etwas verschmerzen lassen.

 

Nach unserem Rückweg über die Berge steuerten wir ein weiteres Highlight an, das wir uns für den Schluss unserer Reise aufgehoben hatten. Den Slowfood-Tempel Mrizi e Zavane. Ein Vorzeigeprojekt in Sachen nachhaltiger Landwirtschaft, ökologischer Lebensmittelproduktion und sozialer Mitarbeiterführung. Das hat sich inzwischen weit über die Grenzen Albaniens hinaus herumgesprochen und wir waren zunächst sehr erschrocken über den Massenansturm, den das Restaurant und die gläsernen Produktionsanlagen an einem Wochenende erlebten. Fahrzeuge aus den Nachbarländern füllten die Parkplätze, Großfamilien mit Kind und Kegel reisten an und wir bekamen ein Zeitfenster von 1,5 Stunden zugeteilt, um unser Slowfood-Menü zu genießen. Mit Slow war das wohl nix. Irgendwie kommen wir uns zunächst vor, wie bei einer Massenabfütterung und hatten uns das Ganze etwas romantischer vorgestellt.

Doch dann war das Essen tatsächlich überaus köstlich, wir konnten am nächsten Vormittag alle Produktionsanlagen von der Käserei über die Räucherkammer, die Marmeladenküche bis zum Weinkeller in Ruhe und abseits des Massenansturmes besichtigen, wir bekamen noch ein sehr leckeres Frühstücksbuffet und wir hatten einmal mehr eine nette Begegnung mit Christian.

 

Christian reist mit seiner Frau Sybil – letztere wegen Berufstätigkeit noch als Teilzeit-Mitreisende unterwegs – seiner Dackeldame Julchen und seinem Mercedes-Vario-Allradmobil namens Benny durch die Lande. Seine Reisen dokumentiert er in sehenswerten Filmen auf youtube unter benny-goes-overland.

Und während unserer Albanien-Reise haben sich die Wege mehrfach gekreuzt. Erst in Berat, wo wir auch Sybil kennenlernen konnten, dann im Valbona-Tal und nun hier im Schlemmerparadies, wo Christian bereits den Stammkunden-Bonus genießt. Wir hatten hier und an den anderen Plätzen eine nette gemeinsame Zeit mit interessanten Gesprächen und schönen Stunden. Immer wieder toll, Gleichgesinnte unterwegs zu treffen und wenn es euch interessiert, schaut mal in die Filme von Christian rein. Sie zeigen die wunderbaren Seiten Albaniens.

Noch ein wenig albanisches Wild-Life

Der steinerne Elefant ist speziell für Mita gedacht ;))

Und nun sind wir wieder in Shkodra angekommen, wo unsere Reise durch Albanien auch begonnen hat. Allerdings haben wir uns hier auf einem anderen Campingplatz niedergelassen, der bereits in Sicht- und Reichweite nach Montenegro liegt. Ein wunderschöner Platz direkt am Shkodra-See, der so ziemlich alle Wünsche des verwöhnten westeuropäischen Campers erfüllt. Auch wir genießen das schöne Ambiente zum Ausklang unserer Reise. Und wir haben uns nochmals ein Muminchen 3.0 gegönnt. Für einige Tage unternehmen wir damit Touren in die entlegenen Täler der nordalbanischen Alpen. Es war nicht so ganz klar, ob unser Mumin die Strecken schaffen würde. Zu niedrige Unterführungen, enge Straßen und überhängende Felsen scheint es zu geben. Zudem sind noch nicht alle Bergstraßen vom Schnee des Winters befreit. Insofern leistet uns diesmal ein kleiner Ford gute Dienste. Der Mumin hätte zwar zwei der drei geplanten Täler geschafft, aber wieder nur mit unstillbarem Diesel-Durst, gestresstem Fahrer und einer Beifahrerin, die sich wieder mal über den Abgründen schweben sieht. Somit – alles gut und was wir in den Tälern zu sehen bekamen, erzähle ich euch dann beim nächsten Mal. 



Kommentare: 1
  • #1

    goldfish (Montag, 24 Mai 2021 10:51)

    hi ihr beiden,
    bin immer noch dabei :-)

    gruss
    goldfish