Schweren Herzens nehmen wir heute Abschied von diesem schönen Fleckchen Erde und bewegen uns nun weiter entlang des Oderbruchs in Richtung Norden. Erster Halt ist nur wenige Kilometer weiter das Gräberfeld von Czelin. Schautafeln informieren auch auf deutsch über die Geschichte und Entdeckung der Gräber aus dem 1. bis 3. Jahrhundert an einem Oderhang. Schulkinder haben in 2003 archäologische Funde zutage gefördert, die danach genauer untersucht wurden. Zudem erinnert ein steinernes Monument an den ersten polnischen Grenzpfahl, der am 27. Februar 1945 von der polnischen Armee hier gesetzt wurde. Wir bummeln durch die Anlage, sind wieder einmal mutterseelenallein und fühlen uns fast wie die einzigen Menschen auf der Welt. So still und einsam ist es.
Weiter geht es für uns auf kleinen Straßen und durch einen verwunschenen Wald nach Gozdowice/Gütebiese. Wir befinden uns nun im Nationalpark Unteres Odertal, der sich bis nach Stettin erstreckt. In Gozdowice überquert eine kleine PKW-/Fahrrad-/Personen-Fähre den Fluss und das bereits seit über 300 Jahren. Unterbrochen wurde die Verbindung 1945 und ruhte, bis sie 2007 in einem deutsch-polnischen Gemeinschaftsprojekt wieder aufgenommen wurde.
Unser Weg führt uns weiter durch das wunderschöne Tal der Oder. Verkehr herrscht hier so gut wie keiner und uns begegnen vielleicht eine Handvoll Fahrzeuge. Auch die wenigen Dörfer, die wir durchqueren, wirken wie ausgestorben. Das ändert sich jedoch schlagartig in Osinow Dolny. Hier gibt es einen Grenzübergang nach Deutschland und - was finden wir - wieder einen gigantischen Polenmarkt. Wir nutzen die Gunst der Stunde und bunkern für 1,15 Euro Diesel. Mein Vorhaben, uns hier auch mit frischem Obst und Gemüse sowie einem Feierabendbier einzudecken, scheitert jedoch. Man kann oder will keine Zloty annehmen und schon gar nicht wechseln. Also gut, dann eben nicht. So taufrisch sah die Ware sowieso nicht aus.
Wir fahren weiter nach Chojna/Königsberg in der Neumark. Die Landschaft wird nun hügelig mit riesigen Getreidefeldern und kleinen Seen. Von den Gletschern der Eiszeit geschaffen. Die Stadt Chojna war nach dem 2. Weltkrieg zu 80% zerstört. Die imposante St. Marienkirche, das Rathaus und zwei Stadttore wurden jedoch im Stil der Backstein-Gotik wieder aufgebaut. Wir suchen nach einem Café für die Mittagspause, aber da ist Fehlanzeige. Auch bläst uns hier ein kräftiger kalter Wind um die Nase und die Stadt wirkt insgesamt eher weniger einladend. Also werden im Intermarché ein paar Vorräte aufgefüllt und dann schauen wir uns den im WoMo-Führer beschriebenen Platz am Hafen von Widuchowa an. Wieder mal direkt an der Oder gelegen machen wir jetzt erst einmal Kaffeepause. Leider bläst draußen ein heftiger Wind und es ist auch bedeckt. Obwohl es noch relativ früh am Tag ist, beschließen wir für heute hier zu bleiben. Es ist ruhig, wir haben Blick auf's Wasser und mummeln uns nun mit unseren Büchern im Mumin ein. Feierabend für heute!
Fahrtstrecke heute: 114 Kilometer
Widuchowa - Stettin- Stepnica und: Wir haben die Via-Toll-Box!!!!