Drei Wochen Zeit, den Wohnwagen im Schlepp, machen wir uns in diesem Frühsommer auf zu einer Tour durch den Süden Frankreichs und Nordspaniens. Vom Atlantik ans Mittelmeer, Kultur, Natur und gutes Essen genießen.
Der Frühsommer ist seit vielen Jahren unsere bevorzugte Reisezeit für eine Fahrt in den Süden. Frankreich als Ziel hatte dabei immer oberste Priorität, doch in diesem Jahr wollten wir den Sprung über die Grenze hinüber nach Spanien wagen. Bislang war es uns einfach zu weit weg.
Auf der Touristikmesse CMT in Stuttgart wurde uns allerdings von einem sehr netten Herrn aus Aragonien der Mund für diese Region in Nordspanien wässrig gemacht und wir bekamen viele informative Unterlagen. Also nutzten wir die Wintermonate, um uns eine Rundreise zusammenzubasteln, bei der sowohl Frankreich - dieses Land müssen wir ja zwangsläufig durchqueren um nach Spanien zu gelangen ;-) - als auch die iberische Halbinsel zu ihrem Recht kommen würden.
Drei Wochen Zeit sind eingeplant - fast schon der pure Luxus. Trotzdem verwerfen wir bereits bald den ursprünglichen Plan, bis in den Süden nach Andalusien zu fahren. Mit dem Wohnwagen im Schlepp wäre das auch bei drei Wochen schon ein ziemlich heftiger Trip. Schließlich wollen wir uns auch ein wenig auf dieser Reise erholen.
Deshalb stecken wir mal als grobe Reiseroute fest:
Eine kleine Planänderung......
Kurz vor knapp krempeln wir doch noch unsere Reiseroute um. Anstatt in Richtung Mittelmeer zu fahren, starten wir zunächst in Richtung Westen und damit an den Atlantik. Der Hintergrund für die Planänderung ist simpel: Mitte Mai dürften die leckeren, südfranzösischen Aprikosen noch nicht reif sein. Und davon wollen wir doch wieder ein Kistchen für selbstgemachte Marmelade mit nach Hause bringen. Anfang Juni stehen die Chancen dafür besser.
Also starten wir am 13. Mai pünktlich um die Mittagszeit nach meinem Dienstschluss bei sommerlichem Wetter zu unserer "Tour de France et d'Espagne".
Die erste Etappe führt uns stau- und störungsfrei über den Schwarzwald und Freiburg nach Mulhouse im Elsass und weiter nach Burgund.
Rund 540 Kilometer legen wir bis Châlon-sur-Saône zurück. Das Thermometer zeigt inzwischen hochsommerliche 30 Grad an und für die letzten sechs Kilometer benötigen wir wegen eines Rückstaus an der Mautstation mehr als eine halbe Stunde ...
Unser Tagesziel, den Campingplatz "Pont de Bourgogne", erreichen wir gegen 19 Uhr und finden hier ein schönes Übernachtungsplätzchen direkt an der Saône. Ein sehr schöner Etappenplatz mit neuen, blitzsauberen Sanitäranlagen. Baguette und Croissants für das Frühstück am nächsten Morgen können wir an der Rezeption vorbestellen.
Nach einem Spaziergang mit unserem Vierbeiner am Uferweg des Flusses genießen wir den lauen Sommerabend bei einem Vesper und einem Glas Wein vor dem Wohnwagen.
Nach einer ruhigen Nacht schlafen wir wie die Murmeltiere bis gegen 8 Uhr. Das französische Frühstück findet in der Morgensonne statt und wir sind bereits gegen 10 Uhr "sur la route".
Durch den Feiertag - auch in Frankreich wird heute der Himmelfahrtstag gefeiert - kommen wir nahezu ohne Verkehr auf der Nationalstraße gut voran in Richtung Westen. Vor Clermont-Ferrand fahren wir auf die Autobahn und gelangen durch die Auvergne mit Blick auf die Vulkanberge sowie das Limousin nach Brive-la-Gaillard im Périgord.
Das Wetter wird leider zunehmend schlechter und als wir die Autobahn verlassen, um einen Tankstopp einzulegen, gießt es in Strömen. Die Tankstellensuche in Brive-la-Gaillard gestaltet sich ebenfalls schwierig, denn bei Intermarché wird unsere Kreditkarte nicht akzeptiert. Irgendwie will der Automat nicht so, wie wir wollen und wir suchen weiter. Bei Super-U werden wir schließlich fündig und da ist auch die Kreditkartenzahlung kein Problem.
Weiter geht es also wieder über National- und Landstraßen mitten hinein ins Herz des Périgord noir nach Saint-Léon-sur-Vézère.
Entlang der Route des Noix mit unzähligen Walnuss-Bäumen sind wir auf den ersten Blick begeistert von dieser Region. Der Regen hat inzwischen auch nachgelassen, die Landschaft ist saftig grün, die Dörfer werden immer idyllischer, die Straßen enger und kurviger.
Bei Saint-Léon-sur-Vézère landen wir schließlich auf einem absoluten Luxus-Campingplatz direkt am Ufer der Vézère. Nomen est Omen "Le Paradis" wird hier wörtlich genommen. Mitten im Grünen gelegen bleiben wahrlich keine Wünsche offen. Fast schon zuviel des Guten für unsere Ansprüche, aber mit unserer Campingkarte ist der Luxus sogar bezahlbar.
Unser häusliches Einrichten und mein Einparken des Wohnwagens mit dem Mover sorgt bei unserer französischen Nachbarin für großes Staunen. "Madame dirige le caravan et Monsieur fume une cigarette" so ihr erstaunter Kommentar. Na da sieht man mal, wer hier die Hosen an hat....... ;)
Wir vertreten uns mit unserem Vierbeiner schließlich noch ein wenig die Beine. Zum Abendessen gibt es heute einen lauwarmen Spargelsalat und Käse. Passend zur Geniesserregion, die uns hier erwartet.
Lascaux, Lascaux II und berühmte Höhlenmalereien
Für den heutigen Tag nehmen wir uns wegen widriger Wetterprognosen eine Höhlentour vor. Schließlich befinden wir uns hier auf geschichtsträchtigem Terrain. Das Périgord Noir gilt als Wiege der Menschheitsgeschichte und zahlreiche prähistorische Höhlen liegen um die Ecke.. Unter anderem die berühmte Höhle von Lascaux, die wir heute in Augenschein nehmen möchten.
Die Nacht war sehr verregnet, der Morgen ist kühl, also geht es gegen 11 Uhr nach einem gemütlichen Frühstück los nach Montignac. Hier gibt es - so war es im Reiseführer nachzulesen - in der Touristeninformation die Eintrittskarten für Lascaux II, ein Duplikat der berühmten Höhle mit Malereien der Cro Magnon Menschen. Die Originalhöhle ist für die Öffentlichkeit schon seit vielen Jahren nicht mehr zugänglich.
Doch schon am Ortseingang von Montignac ist Geduld gefragt. Der Verkehr staut sich und der Grund dafür ist
a. eine Baustelle in der Ortsmitte und
b. Menschenmassen vor der Touristeninformation
Die Schlange ist riesig und die Wartezeit beträgt geschätzte zwei Stunden um überhaupt eine Eintrittskarte zu ergattern oder aber Pech zu haben und zu erfahren, dass das Besucher-Kontingent für heute erschöpft ist.
Wollen wir uns DAS antun????
Nein - Höhlenmalereien hin oder her - auch auf der heimischen Schwäbischen Alb wurden tolle Funde gemacht und die kann man sogar im Original bewundern.....
Wir fahren also weiter in Richtung Sarlat. Unterwegs biegen wir spontan ab in die Prärie und kommen durch hübsche Périgord-Dörfer vorbei an einem "Vente direct" für Gänseleber-Produkte. Da legen wir jetzt einfach mal einen Stopp ein und erstehen die ersten Döschen mit der berühmten Foie Gras.
So gelangen wir zu den Jardins de Manoir d'Eyrignac. Hier erwartet uns ein echtes Schmuckstück. Der private Park gilt als einer der schönsten Gärten Frankreichs und ist ein Musterbeispiel für die Formschnittgärtnerei. Er braucht den Vergleich mit den Schlossgärten an der Loire wahrlich nicht zu scheuen und wir sind begeistert. Wir schlendern durch Heckenlabyrinthe, formvollendet geschnittene Alleen, Buchsbaum-Skulpturen und tauchen ein in sattes Grün. Einen Regenschauer überstehen wir unter dem Blätterdach, nur eine Kaffeepause ist uns nicht vergönnt. Das Restaurant ist brechend voll.
Also fahren wir nach dem Besuch des Parks weiter nach Sarlat. Da wir hier morgen den berühmten Samstagsmarkt besuchen möchten, verzichten wir auf einen Besichtigungsstopp.
Je weiter wir nach Les Eyzies kommen desto mehr nimmt die Dichte an Grotten und Höhlen zu - wir sind hier mitten im prähistorischen Epizentrum der Menschheitsgeschichte ;)
In Les Eyzies ist schließlich die dringend erforderliche Kaffeepause fällig und wir bummeln ein wenig durch das Städtle, dessen Hauptanziehungspunkt die Felsenwohnungen und die prähistorischen Museen sind. Ansonsten ist der Ort eher eine touristisch geprägte Durchgangsstraße.
Gegen 16 Uhr sind wir schließlich wieder auf dem Campingplatz und legen für den Rest des Nachmittags die Beine im Liegestuhl hoch. So schlecht ist das Wetter heute gar nicht gewesen und nach dem Abendspaziergang lassen wir uns von den Kochkünsten Brunos "Chef de Police" aus Martin Walkers Périgord-Romanen inspirieren. Es gibt heute die Paté mit Gänseleber, Käse und Baguette. Später Spargelrisotto mit Jakobsmuscheln und ein kühles Glas Rosé aus Bergerac. Savoir Vivre im Périgord, das uns fast sympathischer ist als die Provence.
Heute gibt es Frühstück im Freien. Die Sonne scheint, auch wenn es noch ein wenig kühl ist. Es ist Samstag und im Reiseführer ist nachzulesen, dass der Samstagsmarkt in Sarlat berühmt in der gesamten Region ist. Besonders im Herbst, wenn die Trüffel geerntet und gehandelt werden.
Jetzt ist zwar Frühsommer, aber wir machen uns trotzdem auf den Weg. Ein Parkplatz etwas außerhalb der mittelalterlichen Stadt ist gefunden und anfänglich sind wir zunächst enttäuscht. Das übliche Angebot der französischen Krämermärkte mit Kleidung, Gruschd und Krempl und ein bisschen Kunsthandwerk, das sich bei genauerem Hinschauen als Ware aus Fernost entpuppt. Wir lassen uns trotzdem treiben, biegen ab in die mittelalterlichen Gassen, erstehen für unseren Vierbeiner ein neues Lederhalsband und für mich ein schönes Seidentuch.
Schließlich erreichen wir das eigentliche Herzstück der Stadt, wo auch der Lebensmittelmarkt stattfindet. Und da sind wir begeistert von dem lukullischen Angebot. Wir lassen uns aufklären über Nussöl und Foie Gras, erstehen Honig, naschen Käse und kehren schließlich zum Mittagessen ein. Das Tagesmenü gibt es für 12,50 Euro mit Salat und Foie Gras, Entenkeule und Bratkartoffeln sowie einem Nusskuchen zum Dessert. Mit Kaffee, Wasser und einem 1/2 Liter Rosé bezahlen wir zusammen 39 Euro und sind pappsatt nach diesem opulenten Mahl.
Nach unserer Mittagspause wartet noch ein besonderes Highlight auf uns. In der ehemaligen Kirche St. Marie ist das Kirchenschiff zu einer Markthalle umgebaut worden. Der dazugehörige Kirchturm beherbergt heute einen Panorama-Aufzug und diesen Blick von oben lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Für fünf Euro bringt uns der gläserne Lift nach oben und vom "Liftboy" gibt es einen kurzen Abriss zur Stadtgeschichte sowie Erklärungen zu den wichtigsten Gebäuden.
So geht dieser Tag mit Bummeln und Schauen vorbei und auf dem Heimweg besuchen wir noch den Roque Saint-Christophe, der in Sichtweite von unserem Campingplatz liegt. In gut 45 Minuten Fußmarsch kann man entlang der Vézère hierher spazieren.
Der Roque Saint-Christophe ist ein 900 Meter langer Kalkfelsen über der Vézère und UNESCO Welterbe. Der Fels ist über 50.000 Jahre lang besiedelt gewesen. Von der Steinzeit bis ins Jahr 1588 als Heinrich III. die Festung schleifen ließ. Der Fels gilt als größte Höhlenwohnanlage Europas.
Wir sind schwer beeindruckt und der Besuch ist ein schöner Abschluss des heutigen Tages.
Unser Vierbeiner freut sich über den Abendspaziergang und wir begnügen uns zum Abendessen mit ein wenig Baguette, Käse, Tomaten und Salami.
Ein neuer Höhlenversuch - La Grotte de Rouffignac
Der Morgen ist noch etwas trüb, aber Frühstück gibt es trotzdem draußen. Wir sind schließlich im Süden Frankreichs ;)
Danach geht es auf zu einem neuen Höhlenversuch. Da wir hier ja die große Auswahl haben, entscheiden wir uns für die Grotte de Rouffignac, etwa 14 Kilometer entfernt. Wir kommen nach unserem vertrödelten Vormittag gerade noch rechtzeitig vor der Mittagspause an und können - ohne Wartezeit!!! - direkt mit einem Elektrobähnle in die Höhle einfahren.
Es handelt sich dabei um die größte Höhle im Périgord. Das verzweigte Höhlensystem erstreckt sich über acht Kilometer und drei Etagen. Mit der Elektrobahn erschlossen sind etwa zwei Kilometer und wir sehen Ritz- und Höhlenmalereien von Mammuts, Höhlenbären, Pferden und Steinböcken. Während der Erklärungen des Höhlenführers herrscht ehrfürchtige Stille. Alle sind beeindruckt von diesen jahrtausendealten Kunstwerken, die hier zu bewundern sind.
Fotos gibt es davon leider keine - das Fotografieren in der Höhle ist verboten.
Nach unserem Höhlenbesuch fahren wir auf kleinen Straßen durch hübsche Dörfer, Flusstäler und Höhenzüge ins Tal der Dordogne.
Dort jagt ein Schloss das andere, ein spektakuläres Dorf folgt auf das Nächste. Die Landschaft ist einfach grandios. Vorbei an Nussbaum-Plantagen auf der Route des Noix erstehen wir unterwegs noch Nussöl und Foie Gras, machen eine Kaffeepause und kommen nach 116 Kilometern am frühen Abend wieder zurück zum Campingplatz. Dort legen wir noch ein wenig die Beine hoch, genießen ein Gläschen Wein und ich schmökere im neuesten Martin-Walker-Krimi. Zum Abendessen gibt es einen Wurstsalat - die letzten Reste aus dem mitgeführten Proviant von zuhause.
Abschied vom Périgord
Schweren Herzens nehmen wir heute Abschied vom Périgord. Eine Region, die uns vom ersten Moment an bezaubert hat und der wir sogar mehr abgewinnen können als der Provence. Die Landschaft, die Menschen, das gute Essen - wenn der liebe Gott irgendwo in Frankreich zuhause sein sollte, dann bestimmt hier ;)
Wir machen uns also bei bestem Reisewetter auf den weiteren Weg nach Westen. 322 Kilometer liegen vor uns bis nach Moliets-Plage südlich von Arcachon und der Dune de Pilat. Wir wollen uns nach den ersten, eindrucksvollen Tagen hier ein paar Tage am Sandstrand entspannen, spazieren gehen und sonst einfach nix tun.
Die Fahrt verläuft reibungslos, nur um Bordeaux herum ist es etwas voller. Danach beginnt die kilometerlange, dröge Strecke entlang der ausgedehnten Kiefernwälder über flaches Land.
Moliets-et-Maa (teilweise auch in der Schreibweise -Maâ) ist eine französische Gemeinde mit 1038 Einwohnern (Stand 1. Januar 2012) auf 27,7 km². Sie liegt in der Nähe der Atlantikküste und gehört zum Arrondissement Dax im Département Landes in der Region Aquitanien.
Moliets-et-Maa ist zweigeteilt: der alte Ortskern liegt etwa drei Kilometer landeinwärts, eingebettet in die regionstypischen Kiefernwälder. Direkt an der Küste liegt Moliets-Plage, das touristische Zentrum des Ortes; es ist bei Strandurlaubern und insbesondere Windsurfern und Wellenreitern beliebt. In Moliets-Plage befinden sich zwei Campingplätze und mehrere Bungalowanlagen. Neben dem überall frei zugänglichen, breiten und feinsandigen Strand befindet sich ein Golfplatz mit einem Par 72 18-Loch-Parcours und einem Par 31 9-Loch-Parcours. Ferner existieren mehrere Tennisplätze, Beachvolleyballanlagen und eine Skate-Box. [Quelle: Wikipedia]
Unseren ausgewählten Campingplatz "Saint Martin" erreichen wir gegen 14 Uhr, kurz vor Ende der Mittagspause. Da es der letzte Platz vor dem Strand ist, verläuft die Zufahrtsstraße über die Strandpromenade. Vor dem geschlossenen Tor stehen bereits ein Wohnmobil und ein deutsches Wohnwagengespann. Um die Promenade nicht zu blockieren, müssen wir in zweiter Reihe parken, wofür wir promt einen ziemlich pampigen Rüffel des deutschen Landsmannes erhalten. Na, das kann ja heiter werden.....
Der Campingplatz ist riesig und jetzt in der Vorsaison fast leer. Wir finden deshalb ein stilles Plätzchen abseits nörgelnder deutscher Urlauber, die gerne einen Platz mit "Vue sur la mer" gehabt hätten. Pech, dass davor die Sanddüne ist ;)
Wir machen uns also gleich auf zu einem ersten Strandspaziergang. Die Wellen hier sind schon eine andere Hausnummer als am Mittelmeer und die Kitesurfer in ihrem Element. Leider ist der Sandstrand auch ziemlich verdreckt mit geschreddertem Plastikmüll, den der Atlantik wieder an Land wirft. Wohlstandsmüll, der zu denken gibt.
Egal, für ein paar Tage Nixtun ist es ok hier und wir lassen den Tag mit einer Spargel-Pesto-Pfanne und einem Glas Rotwein ausklingen.
Der heutige Tag beginnt grau und trüb. In der Nacht hat es geregnet und für das Frühstück draußen ist es eindeutig zu ungemütlich. Typisch atlantische Wetterverhältnisse also.....
Wir vertrödeln den Vormittag und fahren schließlich nach Léon, um auf dem kleinen Wochenmarkt unsere Vitamin-Vorräte aufzustocken.
Orte aus der Retorte....
Danach fahren wir noch ein Stück entlang der Küstenstraße nach Süden. Eine Feriensiedlung folgt der anderen. Typische Orte aus der Retorte, die jetzt noch im Winterschlaf liegen. Alles wirkt irgendwie wie ausgestorben und ich wage mir nicht vorzustellen, was hier in der Hochsaison los sein mag. Schön ist etwas anderes und wirklich vom Hocker reißt uns das nicht.
Wir beschließen zurück zum Campingplatz zu fahren. Am Nachmittag macht sich meine bessere Hälfte mit dem Hund auf zu einem Strandspaziergang. Ich nutze die gute Internet-Verbindung, um noch ein paar letzte Arbeitsaufträge abzuarbeiten. Luxus, wenn man im Urlaub auch noch Geld verdienen kann ;)
Beim Nachmittagskaffee pendeln wir zwischen drinnen und draußen. Sonne, Wolken und kurze Regenschauer wechseln sich ab. Gegen Abend unternehmen wir noch einen kurzen Bummel über die Promenade von Moliets-Plage. Ich will noch Briefmarken für Ansichtskarten kaufen, werde aber vom unfreundlichen Besitzer des Tabac-et-Presse-Ladens abserviert. Briefmarken gibt es nur zusammen mit Postkarten. Na gut, dann eben nicht.
Im benachbarten Supermarkt bekomme ich was ich brauche und wir nehmen auch noch zwei Flaschen Rosé aus der Region mit. Die meisten Geschäfte und Restaurants entlang der Promenade haben allerdings noch geschlossen und der Bär steppt wohl nur in den Monaten Juli und August.
Zurück am Wohnwagen sitzen wir noch ein wenig in der Sonne bis uns ein neuer Schauer und die Kühle wieder nach drinnen treibt. Trotzdem gelingt es uns, zum Abendessen ein Steak mit Baguette und Salat zu grillen. Dabei beschließen wir, morgen dieser Region den Rücken zu kehren und weiter ins Baskenland nach Spanien zu ziehen.
Weiterfahrt ins spanische Baskenland
Auch heute ist es morgens noch trüb, grau und kühl. Doch die Wolken lichten sich ein wenig und die Sonne blinzelt hervor. Wir haben mit dem Packen keine Eile, denn vor uns liegen nur 140 Kilometer. Das Frühstück findet wieder drinnen statt - für draußen ist es uns eindeutig zu kühl.
Irgendwie ist der Funke in der Region Landes nicht auf uns über gesprungen. Muffelige, unfreundliche Menschen, lieblose, touristische Massenanlagen, eine relativ eintönige Landschaft, kaltes Wetter. Irgendwie ist das hier nicht so unsere Welt. Zum Glück sind wir als Camper flexibel und können weiterziehen, wenn es uns nicht gefällt. Und genau das tun wir jetzt.
Nun geht es weiter ins spanische Baskenland unter der Rubrik Spanien. Hier geht es zu unseren Erlebnissen in Spanien.
Abenteuerliche Fahrt "Downhill"
Die Höhenmeter, die wir uns in den spanischen Pyrenäen hinauf bis in den Tunnel gearbeitet haben, müssen wir nun in Frankreich wieder hinunter ins Tal. Über eine kurvige und eher schlechte als rechte Piste geht es bergab. LKWs kommen uns schnaufend entgegen. Ich kann es kaum glauben, dass dieses Straße für den Schwerlastverkehr freigegeben ist. Im ersten Gang lässt mein Fahrer unser Gespann bergab rollen und nun kommen wir ganz schön ins Schwitzen.
Kurvig und steil geht es hinunter ins Tal - eine Herausforderung für meinen Gespannfahrer.
In Frankreich erwartet uns dann der erste Kulturschock in Saint-Lary-Soulan. Ein Wintersportort mit Apartment-Blocks, Hotelanlagen und futuristischen Seilbahn-Stationen. Jetzt in der Vorsaison ist diese Trabantenstadt ebenso verwaist wie die Retortendörfer an der Atlantikküste. Schön geht anders, aber ab hier ist wenigstens die Straße bis zur Autobahn gut ausgebaut.
Auch wenn wir für diese ersten 100 Kilometer gut 2,5 Stunden benötigt haben, ist diese Strecke mit Grenzüberquerung grandios und beeindruckend.
Über Toulouse geht es schließlich auf direktem Weg ans Mittelmeer nach Gruissan, wo wir am späten Nachmittag ankommen. Auf dem Campingplatz werden wir bereits begrüßt wie alte Bekannte und wir treffen sogar auf Urlauber, die im Vorjahr ebenfalls schon hier waren. Die Camperwelt ist halt doch klein.....
Jetzt heißt es für die letzten Urlaubstage "Beine hoch und entspannen"
Zum Abendessen gibt es heute aus dem Vorrat Baguette mit Foie Gras, Käse, Oliven, Lammsteaks und Spargel.
Vom Atlantik ans Mittelmeer - wir haben's geschafft ;)
In Gruissan verbringen wir die Tage erholsam und faul bei bestem Frühsommerwetter. Angenehme 25° bei mediterraner Brise - maximale Wohlfühlbedingungen.
Auf unserem Stellplatz haben wir Sonne und Schatten - je nach Bedürfnis und Tageszeit. Es sind auffallend viele deutsche Urlauber da. Ob ich wohl zu viel Werbung für "unser" Gruissan gemacht habe? Egal - es ist nach wie vor schön hier, ruhig und erholsam.
Wir gehen auf den Markt, unternehmen lange Strandspaziergänge und genießen die Faulenzertage mit Lesen im Liegestuhl. Bei einem unserer Strandspaziergänge entdecke ich auf dem benachbarten Campingplatz eine Internet-Bekanntschaft. Iris H. - die ich über ein Reiseforum kennen gelernt habe. Hallo Iris, es ist schon erstaunlich, wie klein manchmal auch die virtuelle Welt ist. Ich hoffe, ihr hattet noch schöne Tage in Gruissan ;-)
Eine neue Erfahrung haben wir nach all den Jahren auch wieder gemacht: die Besuche in "La Perle Gruissanaise" bei frischen Austern, Muscheln und Krustentieren haben wir auf die Abendstunden verlegt. Bis 19 Uhr ist hier geöffnet und am Abend herrscht an der Hafen-Einfahrt einfach eine tolle Stimmung. Boote gucken, den Anglern zuschauen und die friedlich-entspannte Atmosphäre genießen. Alles sehr relaxed. One of the nicest places to be ;)
Heimfahrt bis Lons-le-Saunier im franz. Jura
Drei wunderschöne Wochen sind ins Land gegangen und so ganz langsam müssen wir an die Heimreise denken. Am 3. Juni ist es soweit und bei schönstem Wetter nehmen wir für dieses Jahr Abschied von Gruissan. Nicht jedoch ohne einen Stopp am Obst-Stand, wo wir noch fünf Kilogramm superreife Aprikosen, drei Kilogramm Nektarinen und sechs Melonen erstehen. Die Marmelade mit dem Sonnenaroma ist also gesichert ;)
Bei Montelimar legen wir auf einem schönen und schattigen Rastplatz eine ausgedehnte Mittagspause ein und erreichen nach 570 Kilometern am frühen Abend unseren bewährten Übernachtungs-Campingplatz in Lons-le-Saunier. Auch hier werden wir wie alte Bekannte nett begrüßt. Eine Spazierrunde, ein kühles Bier aus dem Campingshop und endlich die obligatorischen Pesto-Pasta zum Abendessen. Irgendwie sind wir heute aber auch ziemlich groggy, so dass wir bereits kurz nach 22 Uhr in den Federn liegen.
An Fronleichnam fahren wir die restlichen 515 Kilometer ohne größere Probleme in Richtung Heimat. Da dies in Frankreich kein Feiertag ist, haben wir zunächst noch ein wenig LKW-Verkehr, aber dafür können wir den obligatorischen Käse-Einkauf im Jura tätigen. In Deutschland wählen wir heute die A5, die ausnahmsweise mal stau- und baustellenfrei ist. Lediglich die Park- und Rastplätze sind wegen des Feiertages durch LKWs vollgeparkt. Für uns wird es schwierig, mit unserem Wohnwagen-Gespann einen Platz für eine Pause zu ergattern. Also fahren wir in einem Rutsch durch und sind am Nachmittag wohlbehalten zu Hause.
Fazit unserer Tour de France et d'Espagne:
Rund 4.500 Kilometer liegen unfall- und beulenfrei hinter uns und wir hatten im Rückblick eine wunderbare, eindrucksvolle Reise bei der wir neue Regionen kennen und schätzen gelernt haben.
Unsere kurzfristige Planänderung hat sich als vorteilhaft erwiesen, denn die letzten Urlaubstage am Mittelmeer waren ein dickes Plus auf dem Konto "Erholung". Aber auch Kultur, Natur und Genuss kamen nicht zu kurz. Auch wenn die Wetterverhältnisse am Atlantik um diese Jahreszeit noch nicht optimal waren, hat uns das Baskenland fasziniert. Hierher werden wir bestimmt wieder kommen. Weniger gefallen hat uns die französische Atlantikküste mit den Retorten-Dörfern. Wir haben's gesehen, abgehakt und fertig. Bei künftigen Routenplanungen werden wir wohl dem Hinterland und dem Bordelais den Vorzug geben.
Spanien als Reiseziel ist auf jeden Fall eine Option und dieses Land wird uns wieder sehen. Aber drei Wochen Reisezeit wollen wir uns dafür als Minimum einplanen. In diesem Sinne "Au revoir" und "Hasta la proxima".