Nach einem opulenten Frühstücksbuffet im Hotel mit japanischen und europäischen Zutaten steht heute als erstes ein Besuch des Friedensmuseums auf dem Programm. Wir können nur das Ostgebäude besichtigen, da das Hauptgebäude bis 2018 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Doch was wir zu sehen bekommen ist beeindruckend. Das Museum zeigt eine Sammlung von Habseligkeiten, die nach dem Atombombenangriff geborgen wurden. Anhand von sehr persönlichen Einzelschicksalen und Fotos wird mit den Exponaten die gesamte Bandbreite dieser Katastrophe aufgezeigt. Wir sind ausgerüstet mit einem deutschsprachigen Audioguide und es kommt wirklich selten vor, dass ich in Museen alle Stationen eines solchen Führers abhöre. Dieser ist jedoch so hervorragend aufgemacht, die Schicksale so berührend, dass ich alle 56 Stationen abhöre. Der Museumsbesuch braucht Zeit. Auch hinterher müssen wir die Eindrücke verarbeiten und alles erst einmal sacken lassen.
Nach dem Museumsbesuch fahren wir mit unserem JR-Ticket in einem nostalgischen Hop-on-Hop-off-Bus zum Bahnhof, reservieren unsere Sitzplätze für die Weiterfahrt nach Kobe und genehmigen uns eine Kaffeepause.
Anschließend geht es weiter zur Insel Miyajima. Mit einem Regionalzug und der Fähre zur Insel sind wir etwa eine Stunde unterwegs. Für die Fähre gilt ebenfalls unser JR-Ticket. Miyjima ist vor allem bekannt wegen seines roten Toriis und seinem Tempel im Meer.
Da es inzwischen späterer Nachmittag geworden ist, kommen uns auf dem Weg zur Insel mehr Besucher entgegen als mit uns strömen. Gute Voraussetzungen also, um das UNESCO-Welterebe halbwegs in Ruhe genießen zu können.
Auf dem Vorplatz des Fähranlegers, wo wir uns einen ersten Überblick verschaffen möchten, werden wir gleich von vorwitzigen Rehen empfangen, die es auf Annikas Insel-Plan abgesehen haben. Ehe es sie sich versieht, ist der Plan futsch und vom Reh verspeist.
Wir beschließen, es langsam angehen zu lassen und verzichten angesichts des fortgeschrittenen Tages auf eine Gondelfahrt hinauf auf den Berg Misen. Zumal die letzte Talfahrt bereits vor Sonnenuntergang ist und der Wanderweg laut Tourist-Info im Dunkeln nicht unbedingt zu empfehlen wäre. Es gebe dort viele Tiere und Schlangen, so die Aussage der netten Dame.
Also bummeln wir statt dessen durch den Ort mit einer ganzen Flut an Souvenir-Shops und Restaurants.
Inzwischen herrscht Ebbe und wir können zu Fuß zum Wahrzeichen der Insel, dem schwimmenden roten Torii. Es gehört zum Shinto-Schrein Itsukushima-jinja, der auf das 6. Jahrhundert zurück geht. Teile des Schreins stehen auf Pfählen und bei Flut scheint er ebenfalls auf dem Wasser zu schwimmen.
Wir finden ein schönes Plätzchen am Ufer und beschließen, den Tag hier gemütlich ausklingen zu lassen. Während die Mädels den Sonnenuntergang abwarten, gehe ich ein paar Schritte, um noch ein paar Insel-Impressionen zu sammeln.
Gemeinsam genießen wir schließlich einen schönen Sonnenuntergang, der die Insel in ein faszinierendes Licht taucht. Torii und Schrein sind nun am stimmungsvollsten. Wir machen uns allmählich auf den Rückweg und fahren mit Fähre und Zug zurück nach Hiroshima. Morgen heißt es früh aufstehen - ein Wandertag steht auf dem Programm.