Am 10. September wird es für uns Zeit, uns auf den Weg ins Landesinnere nach Marrakech zu machen. Dort erwartet uns eine ganz besondere Mission. Wir erwarten unsere Töchter samt männlichen Anhängen zu einem Familientreffen. Svenja feiert einen runden Geburtstag und das wollen wir fern der Heimat gerne zusammen in Marrakech tun. Wir trudeln also bereits einen Tag früher auf einem schönen Campingplatz vor den Toren der Metropole ein und bereiten schon mal alles für den großen Tag vor. Es werden auch Berberzelte als Unterkunft angeboten, so dass wir hier ein ideales Refugium für die nächsten Tage haben.
Während wir also auf die Ankunft unserer Mädels warten, wir Hausputz erledigt, Wäsche gewaschen, Hefezopf für den Geburtstagskaffee gebacken und was man eben sonst noch so alles auf Reisen zu erledigen hat. Wir sind ja schließlich nicht zum reinen Vergnügen hier ;)
Svenja und Micha waren schon seit ein paar Tagen in Marokko und haben eine Trekking-Tour auf den Djebel Toubkal, den höchsten Berg Marokkoks (4.167 Meter) - unser Respekt ist den beiden sicher - sowie ein paar Entspannungstage in Essaouira unternommen. Auf ihrem Weg von Marrakech bringen sie Lea vom Flughafen mit. Ein tolles Wiedersehen fern der Heimat mit Geburtstagstisch, Champagner und Hefezopf. So verbringen wir einen gemütlichen Nachmittag und am Abend gibt's dann lecker Tajine im Campingplatz-Restaurant.
Wie gut, dass wir einen gut ausgestatteten Mumin haben. Somit ist auch ein gemütliches Frühstück in großer Runde möglich, was wir dann auch sehr genießen. Außerdem gibt es Frühsport - gleich nach dem Aufstehen ist eine Runde Schwimmen im Pool angesagt. Und das bei meiner nachgewiesenen Turnbeutel-Allergie.....
Derartig erfrischt machen wir uns mit dem Mietwagen auf ins Ourika-Tal vor den Toren von Marrakech. Dort schauen wir uns zunächst den Anima-Garten von André Heller an. Eine recht neue Sehenswürdigkeit, 2016 eingeweiht, und ein wunderschön angelegtes Paradies mit Kunstwerken, Wasserläufen, hohen Palmen und etlichen lauschigen Plätzen zum Verweilen. Wunderschön!!!
Nach einer Kaffeepause geht es nur sechs Kilometer wieter ins "Paradis de Safran Maroc". Die Schweizerin Christine Ferrari hat sich hier wahrlich ein Paradies erschaffen. Auf ihrer Farm baut sie Safran an. Da dieser nur zwischen Ende Oktober und Mitte November blüht und geerntet werden kann, hat sie zusätzlich einen botanischen Garten mit Kräutern, Obstbäumen und Sträuchern angelegt, die typisch für diese Region sind. Alles kann man auf einem Streifzug erkunden und viele erklärt die sympathische Frau bereits direkt am Eingang. Wir schlendern durch dieses wahrhaft paradiesische Gelände, riechen an den Kräutern, schnuppern an Blüten und genießen mit allen Sinnen. Am Ende erwartet uns ein wahres Highlight: wir ziehen unsere Schuhe aus, laufen über einen Barfußpfad und genießen im Anschluss ein herrliches Fußbad mit verschiedenen Kräutern. Danach werden die Füße mit duftenden Arganöl-Produkten gesalbt und am Tisch wartet eine Verkostung aus Kräutertee, Safranbrot, Arganöl und Oliven. Ein Hochgenuß und wir wollen uns gar nicht mehr verabschieden aus diesem Garten Eden. Doch die Tore sind bereits geschlossen und wir werden irgendwann zum Aufbruch ermahnt.
Wieder auf dem Boden der Realität gelandet stürzen wir uns ins Abenteuer Feierabendverkehr Marrakech. Aber irgendwie scheint es hier ohnehin keinen Feierabendverkehr zu geben, sondern diese Art des Tohuwabohus herrscht eher rund um die Uhr. Micha meistert das souverän, wobei ich an der einen oder anderen Stelle schier Schnappatmung bekomme. Wie auch immer - das Chaos funktioniert und wir kommen heil ans andere Ende der Stadt. Es wird noch ein Einkaufsstopp im Marjane eingelegt. DEM Supermarkt schlechthin. Hier gibt's einfach alles und das nach unseren westlichen Maßstäben. Somit dauert der Einkauf auch ein wenig länger, aber am Ende haben wir den Wagen voll und können am Abend gemütlich vor dem Mumin grillen.
Dann fahren Svenja und Micha nochmals zum Flughafen und holen Annika und Thomas ab. Es gibt noch einen späten Geburtstagssekt im schönen Garten des Campingplatzes und ein toller Tag mit allen Staubs geht damit zu Ende.
Auch heute gibt es eine runde Frühsport und Frühstück in großer Runde. Einfach toll, so beisammen sein zu können. Dann organisieren wir uns ein Großraumtaxi für 7 Personen und starten durch zu unserem Abenteuer Marrakech-City. Unser Fahrer Fouad entlässt uns an einem zentralen Platz und wir stürzen uns ins Gewimmel der vormittäglichen Medina. Der Kulturschock ist beträchtlich. Durch die engen Gassen drängen sich Mopeds, Fußgänger, Radfahrer und dazwischen hupende Autos und Taxis. Überall summt und brummt es - wir wissen gar nicht, wohin wir als erstes schauen sollen. Einfach nach vorn - so wie es alle Marokkaner tun. Niemals zur Seite oder nach hinten. Nach mir die Sintflut. So gelangen wir irgendwann in die Souks von Marrakech, schlendern hier durch die Gassen, schauen und lassen uns einfach mal treiben.
Irgendwann kommen wir auch auf den zentralen Platz, den Djema el Fna, Platz der Gehenkten. Heute, an einem Freitag, ist hier relativ wenig los und wir können uns alles halbwegs in Ruhe anschauen. Wobei ich einen großen Bogen um die Schlangenbeschwörer mache. Zum einen finde ich es ziemlich gruselig, zum anderen will ich nicht das Risiko eingehen, eines der feuchtkalten, giftigen Reptilien ungefragt um den Hals gehängt zu bekommen. Also nix wie weg hier. Frank kann es nicht lassen und lädt uns alle zu einer Fahrt mit der Pferdekutsche ein. Nach kurzem Verhandeln werden wir mit dem "Chauffeur" handelseinig und wir werden eine Stunde lang aus der Altstadt heraus in die Neustadt und entlang der Stadtmauer kutschiert. Ein nettes Erlebnis und wir bekommen dabei eine ungefähre Vorstellung von den Ausmaßen der Medina. Außerdem kommen wir durch Gassen, in die wir uns sonst wohl nicht getraut hätten.
Nach einer Kaffeepause geht es für uns weiter durch die Souks. Irgendwie habe ich mir alles etwas anstrengender vorgestellt. Da heute jedoch Freitag und damit bei den Moslems "Sonntag" ist, herrscht wenig Betrieb. Viele Stände haben geschlossen und wo geöffnet ist, schauen die Verkäufer gelangweilt in ihre Handys. Somit können wir weitgehend unbehelligt umherstreifen und schauen. Marrakech for Beginners sozusagen.
Da unser Vierbeiner wieder mal ein Halsband geschrottet hat, sind wir im Leder-Souk an der richtigen Stelle. Tatsächlich bekommen wir das, was wir wollen. Frank verhandelt und feilscht - von mir als Frau will niemand was. Ok - auch recht. Ich bin ohnehin nicht so gut im Verhandeln. Also sind wir erfolgreich. Zumindest hoffen wir das. Der Preis scheint uns ok zu sein und insofern sind alle zufrieden. Wir nehmen noch ein wenig die Düfte und Gerüche wahr, dann lassen wir uns am frühen Abend von unserem Taxifahrer Fouad wieder abholen. Super Service - er hat uns seine Handy-Nummer gegeben und wir können per WhatsApp über ihn "verfügen". Da er mit seinem Mercedes-Viano auch unseren ganzen Familienclan transportiert, ein unschätzbarer Vorteil.
Nach einer kurzen Regenerationspause im Liegestuhl und einem Apéro an unserem Mumin geht es heute wieder ins Campingplatz-Restaurant, wo wir leckere Couscous-Royal und Tajine vorbestellt haben. Der Abend vor dem Mumin wird noch lang und auch der Campingplatz hat sich über das Wochenende gut gefüllt.
Heute ist Kultur angesagt. Außerdem wollen wir bis gegen Abend in der Medina verweilen und lassen deshalb den Vormittag eher gemütlich angehen. Unser Taxi bringt uns gegen 13 Uhr in die Stadt und erste Anlaufstelle ist der Jardin Majorelle. Eine Anlage, die auf Initiative des Modedesigners Yves Saint Laurent entstanden ist und dem marokkanischen Maler Majorelle gewidmet ist. Die Warteschlange ist halbwegs erträglich, so dass wir uns einreihen. Der Garten ist insgesamt ganz nett, aber da wir vorher bereits den Anima-Garten besucht haben, kommt er da nicht ran. Zu klein, zu teuer und zu überlaufen. Alles irgendwie "hipster" und "Schicki-Micki". Abgehakt unter Gesehen und erledigt. Das zugehörige Berbermuseum war wegen Umbau geschlossen, so dass wir relativ schnell durch waren.
Weiter geht es in die Medina, wo heute deutlich mehr los ist als gestern. Wir wollen die berühmte Koranschule "Medersa Ben Youssef" besuchen. Doch leider ist diese aufgrund von Renovierungsarbeiten für mehrere Jahre geschlossen. Voraussichtlich sind diese laut einer Information eines Arbeiters erst 2021 abgeschlossen. Also nix mit Kultur. Gleich daneben das Museum von Marrakech hatte zwar geöffnet, aber die Jugend (und auch wir) hatten dafür momentan keine große Lust.
Also geht es nochmals durch die Souks, die heute weitaus voller sind als gestern. Umso anstrengender ist es, an den Verkäufern vorbei zu kommen. Stehen bleiben und schauen ist nicht. Sofort steht jemand da und will uns etwas verkaufen. Das ist anstrengend. Aber wir kommen dann doch nach einigen Irrungen und Wirrungen auf den Djema el Fna Platz, wo wir uns in einem der Terrassenrestaurants einen Tisch auf der Aussichtsterrasse für den Abend reservieren. Nicht unsere schlechteste Idee ;)))
Dann geht's weiter und kurz vor Torschluss kommen wir noch den Saadier-Gräbern. Das ist wirklich eindrucksvoll. Das Berber-Geschlecht der Saadier hat sich hier ein Monument geschaffen in maurischer Architektur vom Feinsten. Da wir relativ spät dran sind, sind auch nur noch wenige Besucher unterwegs, so dass wir uns auch hier in Ruhe alles anschauen können.
Zurück am zentralen Platz genießen wir nun ein besonders Schauspiel von oben. Das Gewimmel wird gegen Abend zunehmend mehr, die Garküchen öffnen und wir haben einen wunderbaren Ausblick auf das Treiben. Und das ganz entspannt bei einem Apéro und einem ersten Häppchen zu Essen. Besser geht's nicht.
Dann stürzen wir uns selbst ins Getümmel, wobei ich mir vorkomme wie im tiefsten Mittelalter. Bettler und Gaukler, Geschrei und Trubel all überall. In den Garküchen liegen Schafsköpfe und warten auf Abnehmer, es gibt Schnecken und anderes Getier. Überall werden wir von "Animateuren" aufgefordert, uns an einen der Tische zu setzen. Irgendwann sind wir ganz froh, wieder aus dem Chaos heraus zu sein und uns von unserem Fahrer zurück zum Campingplatz bringen zu lassen. Dort finden wir eine wahre Oase der Ruhe und Erholung, so dass der Tag dann noch gemütlich im Restaurant ausklingt.
Wir können heute noch ein gemütliches gemeinsames Frühstück genießen, dann heißt es leider auch schon wieder Abschied nehmen. Svenja und Micha bringen Lea, Annika und Thomas zum Flughafen, erledigen für uns noch ein paar Einkäufe und gönnen sich selbst noch einen Besuch in einem Hamam. Wir sichten derweil unsere Bilder, Frank sucht nach einer Lösung für unser neues "Stromproblem" und dann trinken wir noch mit unserer österreichischen Reisebekanntschaft gemeinsam Kaffee. Wir tauschen uns noch aus über Reiserouten im Süden Marokkos und dann sind auch schon Svenja und Micha wieder da. Wir sitzen noch gemütlich beim Grillen beisammen und dann heißt es auch von den beiden Abschied nehmen. Deren Flieger geht morgen in aller Frühe - da liegen wir noch in den Federn ;)
Das Fazit für unsere Familienzeit in Marokko ist ein ganz Tolles. Marrakech ist eine Stadt, an die man sich gewöhnen muss. Viel touristischer Trubel und Anmache, aber irgendwie auch charmant mit dem ganzen Flair von 1001 Nacht. Das muss man einfach erlebt haben. Besonder schön, dass wir dies im Kreis der Familie tun konnten. Nun heißt es nicht mehr #wirsehenunsinafrika sondern #cominghomeforchristmas.
Schön war's mit euch und passt auf euch auf - wir tun es auch ;))
Bussi Malla & Palla
Marokko Woche Drei - Pässetour im Hohen Atlas