Von Natascha und Stefan, unseren Reisefreunden aus der Schweiz, haben wir noch ein paar wunderschöne Bilder von unserer gemeinsamen Wüstendurchquerung bekommen. Mumin at it’s best würde ich mal sagen und unser Dicker macht doch eine wunderbare Figur, oder???
Vielen Dank Natascha und Stefan für diese tollen Action-Bilder!
Die wohl geschichtsträchtigste und kulturell spannendste Region Marokkos ist wohl die der Königsstädte. Marrakesch haben wir ja bereits besucht, Rabat/Salé mussten wir leider von unserer Things-to-See-Liste streichen. Aktuell ist es für Wohnmobilisten leider nicht möglich, in adäquater Entfernung zur Stadt zu übernachten. Es gibt weder einen zentrumsnahen Campingplatz noch Stellplätze, auf denen man bewacht und sicher stehen kann. Schade, aber so ist es nun mal. Also musste die Hauptstadt Marokkos und ehemalige Königsstadt auf unseren Besuch verzichten.
Meknès ist eine weitere der vier Königsstädte und hatte den Rang einer Sultansresidenz nur eine Epoche lang inne. Doch dafür imponierte sie uns mit ihrer Überschaubarkeit und der freundlichen Medina. Wir hatten mal wieder einen Freitag für unseren Besuch gewählt und der touristische Trubel hielt sich in Grenzen. Dafür konnten wir uns die Stadt Moulay Ismails, der wegen seiner Prunksucht auch der „Ludwig XIV. Marokkos“ genannt wird, in aller Ruhe anschauen. Leider war das Highlight, das Mausoleum Moulay Ismails, wegen Renovierung geschlossen. Und wieder einmal weiß niemand, wann es denn fertig sein würde. Inshallah!
Ganz in der Nähe von Meknès liegen zwei weitere kulturelle Highlights. Das eine ist die Heilige Stadt Moulay Idriss mit dem Grabmal von Idriss I. Die Stadt ist Pilgerort und ersetzt so manchem Marokkaner die Pilgerfahrt nach Mekka. Wir kamen an einem Samstag in den malerischen Ort, der auf zwei Hügeln liegt. Es war großer Samstagsmarkt und wir erlebten hautnah ein ganz authentisches Stück Marokko. Angefangen von einer Fahrt im proppenvollen Omnibus über das bunte Treiben auf dem Souk bis hin zu einer Einkehr im reinen Männercafé am zentralen Marktplatz. Für mich als Frau zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber es hat sich niemand an meiner Anwesenheit gestört 😉
Das Grabmal durften wir dann nicht besichtigen, denn es ist Moslems vorbehalten. Und wir können noch von Glück reden, denn früher war sogar der Zutritt ins gesamte Dorf für Ungläubige verboten.
Und von Mouly Idriss ist es nur ein Katzensprung hinüber zur größten Ausgrabungsstätte Marokkos nach Voloubilis. Hier konnten wir durch eindrucksvolle römische Ruinen schlendern und noch erstaunlich gut erhaltene Mosaike bewundern. Alles aus einer Zeit, als in Marokko die Römer das Sagen hatten.
Last but noch least wartete noch die wohl schönste der vier Königsstädte darauf, von uns erorbert zu werden. Leider stand unser Besuch in Fès unter keinem allzu glücklichen Stern, denn es herrschte richtiges Usselwetter. Nieselregen den ganzen Tag. Zu wenig, um den Regenschirm aufzuspannen, aber genug, um am Ende des Tages patschnass zu sein. Der wettertechnisch bislang schlechteste Tag unserer gesamten Marokko-Reise.
Nichts desto trotz hatten wir einen sehr eindrucksvollen Tag in Fès. Die Medina mit ihren mehr als 9.000 Gassen steht auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO und ist die größte Medina der Welt. Verlaufen ist also vorprogrammiert, weshalb wir uns einer sehr, sehr netten Stadtführerin anvertrauten. Karima spricht ausgezeichnet Deutsch und begleitete uns durch das Gewirr der Gassen. Sie ist in der Medina geboren und kennt sich daher bestens aus. Da Fès die Stadt der Kunsthandwerker ist, ging es natürlich auch auf Shopping-Tour. Alles jedoch sehr entspannt und keineswegs eine lästige Von-Teppichhaus-zu-Teppichhaus-Tour. Karima zeigte uns die verschiedenen Gewerke wie Färber, Töpfer, Gerber, Messing- und Kupferschmiede etc. Wir konnten uns alles in Ruhe anschauen und interessante Einblicke in die aufwändige Arbeit der Handwerker gewinnen. Doch nirgends wurden wir zum Kauf gezwungen bzw. Karima fragte vorher, was wir alles sehen wollten. Natürlich ging es auch zu den kulturellen Highlights. Nach der sechsstündigen Führung waren wir voller neuer Eindrücke, hatten platte Füße und waren ziemlich begeistert.
Fès hat das Zeug dazu, eines unserer ganz persönlichen Marokko-Highlights zu werden und der Abschied ist uns fast ein wenig schwergefallen. Wir werden wiederkommen – Inshallah!
Nach unseren vielen Eindrücken in Marokko wollten wir uns zum guten Schluss noch ein paar erholsame Tage am Mittelmeer gönnen. Nichtstun und aufs Wasser schauen, Fisch essen und uns Urlaub vom Reisen genehmigen.
Auf dem Weg ans Meer dann jedoch das absolute Horrorerlebnis. Wir näherten uns der Stadt Nador aus Richtung Süden. Dazu muss man wissen, dass Nador das Tor zur spanischen Exklave Mellila ist und von hier aus Fähren nach Europa verkehren. Mit der Flüchtlingsproblematik und einem blinden Passagier hatten wir ja bereits am Beginn unserer Reise in Tanger Bekanntschaft gemacht. Das war aber noch nichts im Vergleich zu dem, was uns vor der Stadt Nador erwartete.
An einem Kreisverkehr rannten aus einem Park heraus plötzlich 30-40 junge Männer auf uns zu. Erst dachten wir, sie rennen zum Bus, der auf der gegenüberliegenden Seite hielt. Doch nein, sie spurteten auf unseren Mumin zu, der sich mit 40-50 km/h auf den Kreisverkehr zubewegte und versuchten, sich an und auf ihn zu hängen. Die Flüchtlinge erhofften sich wohl, mit uns ins nahe Mellila und damit auf europäischen Boden zu gelangen.
Frank gab nach einer Schrecksekunde Gas und fuhr wild hupend in Schlangenlinien und mit abrupten Bremsmanövern auf den zweiten Kreisverkehr zu. Dort dasselbe Szenario. Männer stürmten auf unseren 12-Tonner zu. Die marokkanischen Autos um uns herum blieben stehen und wichen sogar aus. Frank versuchte mit der Schlingerfahrt unsere Anhängsel abzuschütteln, doch irgendwie gelangten zwei Männer doch aufs Dach des Führerhauses bzw. irgendwie zwischen Führerhaus und Aufbau. Wir konnten sogar ihre Stimmen hören, fühlten uns schrecklich und trauten uns nicht anzuhalten. Wer weiß, wozu diese Menschen in ihrer Not fähig sind. Und auch die Polizei – ansonsten überall präsent in Marokko, war weit und breit nicht zu sehen. Schließlich fuhren wir in eine große Tankstelle, wo sogleich das Personal unsere Not erkannte und mit Eisenstangen angerannt kam. Die beiden blinden Passagiere ergriffen sofort die Flucht und uns sitzt der Schreck in allen Knochen.
Unser einziger Wunsch: nur weg von hier. Wie groß muss die Not dieser Menschen sein, dass sie sich derart in Lebensgefahr begeben. Und wir hoffen inständig, dass bei dieser Aktion niemand verletzt wurde.
Und wieder ist es da: dieses saublöde Gefühl, das uns einfach nicht so richtig warm werden lässt mit diesem Land. Trotz aller landschaftlicher Schönheit und trotz freundlicher und hilfsbereiter Menschen, trotz schöner und unvergesslicher Momente.
Ein solcher stellte sich dann schon wenig später ein. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz landeten wir an einem dieser berühmten „Lost Places“. Hoch über dem Mittelmeer mit einer fantastischen Rundumsicht auf eine Bucht, unten das Rauschen der Wellen und hinter uns eine verlassen Ferienhaussiedlung. Irgendwann einmal begonnen zu bauen und dann nicht fertig geworden. Dem Verfall preisgegeben. Ein riesiger Parkplatz, ein riesiger Kreisverkehr und Häuser ohne Fenster und Türen. Fast ein wenig gruselig, aber hier standen wir sicher und bewacht. Abends kam ein Soldat des nahen Militärpostens vorbei, nahm unsere Personalien auf und wünschte uns eine gute und ruhige Nacht. Nachdem sich unsere Adrenalinspiegel ein wenig gesenkt hatte und wir wieder zur Ruhe gekommen waren, hatten wir die dann auch. Begleitet vom Rauschen des Meeres und der Mumin geschüttelt von den Böen des kräftigen Küstenwindes.
Unsere letzten Tage in Marokko
goldfish (Donnerstag, 14 November 2019 15:17)
Hi, ihr beiden
puh, das war ne Sache, also sooo aufregend muss es wirklich nicht sein.
GsD gehts Euch gut.
Gruss
goldfish