Von Diesel-Problemen, einem Wasserfall und noch mehr schlechten Straßen

 

Seit unserer Atlas-Überquerung sind wieder einige Tage vergangen und mittlerweile sind wir in der ehemaligen Königsstadt Meknès angekommen.

 

Doch bis hierher hatten wir wieder einige große und kleine Abenteuer zu überstehen. Und wir mussten uns auch von den angenehmen Temperaturen des Südens verabschieden. Es hat tatsächlich geregnet (!!!) und wir hatten den ersten Nachtfrost auf rund 1.700 Metern Höhe im Mittleren Atlasgebirge. Aber wir waren vorgewarnt. Ein Einheimischer erzählte uns, die Region wäre auch als „Sibirien Marokkos“ bekannt. Blöd, dass ausgerechnet da unsere Heizung im Mumin nicht funktionierte. Warum? Weil wir wohl schlechten Diesel-Kraftstoff erwischt hatten.

 

Bereits kurz nach unserer Wüsten-Durchquerung der Erg Chegaga brachte unser Mumin immer wieder die Fehlermeldung, dass wir die Tankfilter überprüfen sollten. Die Störmeldung ließ sich zwar immer wieder wegdrücken, kam mal mehr, mal weniger häufig und blieb tageweise auch ganz aus. Zunächst dachten wir, dass wir uns beim Spielen in der großen Sandkiste und dem anschließenden Sandsturm Dreck in den Tank gezogen hätten. Also besorgten wir uns in Merzouga einen neuen Diesel-Filter. Der war schnell gewechselt, aber nicht wirklich die Lösung des Problems. Insbesondere bei den Steigungen in den Bergen des Hohen Atlas tauchte die Fehlermeldung wieder auf. Da unser Mumin aber anstandslos alle Hürden und schlechten Straßen meisterte, beschlossen wir die Meldung einfach mal zu ignorieren. Bis wir eben in Regionen kamen, in denen wir es abends und morgens gerne gemütlich warm im Mumin gehabt hätten. Doch nach einmal Inbetriebnahme, gurgelte es und die Dieselheizung war wieder aus. Und sie wollte partout nicht mehr anlaufen. Also musste Frank zur Tat schreiten und auf Ursachenforschung gehen. Nach einer Reinigungsaktion mit Druckluft und ein paar Streicheleinheiten hatte die Heizung ein Einsehen mit uns und versah wieder ihren Dienst.

 

Von anderen Reisenden erfuhren wir, dass in Marokko der Diesel-Kraftstoff hin und wieder wohl mit Wasser „gestreckt“ werde und dies wohl die Ursache unserer „Probleme“ wäre. Nun denn – beim nächsten Tankstopp bekommt unsere Dicker nur das gute V-Power!!!

 


Eines unserer Must-have-seen-Ziele in Marokko waren die Wasserfälle von Ouzoud. Sie stehen auf ziemlich allen Besichtigungsprogrammen von Marokko-Reisenden und auch die Marokkaner selbst kommen zahlreich hierher. Wir waren also schon sehr gespannt, was uns da erwarten würde. Und wie das nun mal so ist, wenn etwas sehr viele Vorschuss-Lorbeeren bekommt. Unsere Erwartungen wurden zunächst nicht so ganz erfüllt.

 

Ja, die Wasserfälle selbst sind schon recht imposant. Über mehrere Etagen stürzen sich die Wassermassen, die nach dem Sommer natürlich nicht ganz so üppig waren, über rote Sinterterrassen hinunter ins Tal. Es sind mit 110 Metern die höchsten Wasserfälle Marokkos. Doch das touristische Drumherum ist doch eher abschreckend. Der Weg zu den Aussichtsplattformen ist dicht gesäumt von Souvenirständen, Restaurants und Cafés. Noch dazu ist alles ziemlich vermüllt, Berberaffen werden angefüttert, um die Touristen zu bespaßen und Führer drängen sich auf, um den Weg hinunter zu zeigen. Dabei ist er gar nicht zu verfehlen – immer den Leuten nach.

 

Doch wie wir nun mal sind, wir geben dem Touristen-Hotspot eine zweite Chance. Während wir am ersten Tag auf der Hauptroute hinunter zur Talsohle der Wasserfälle stiegen, schlugen wir am zweiten Tag einen anderen Weg ein und umrundeten bei einer kleinen Wanderung die Wasserfälle von einer Kante zur anderen. Das war zwar ein leicht sportliches Unterfangen – auf einem schmalen Eselspfad ging es steil hinunter und unten über einen klapprigen Steg über den Fluss – aber wir bekamen doch eine andere Perspektive auf dieses Naturwunder und unser Daumen-Barometer zuckt wieder ein bisschen nach oben.

 

Auch dass wir in Ouzoud wieder eine sehr nette Reisebegegnung mit dem Franzosen Pascal hatten. Er war mit seinem Renault-LKW unterwegs und will im nächsten Jahr in Richtung Iran aufbrechen. Wir haben vorsichtshalber schon mal die Adressen ausgetauscht 😉

 

Nach dem Besuch der Wasserfälle wollten wir wieder mal ein Stück Strecke machen. Es ging weiter in Richtung Norden und unser Ziel waren die Zedernwälder des Mittleren Atlasgebirges bei Azrou und Ifrane. In eben jenes „Sibirien Marokkos“, wo wir vom ersten Nachtfrost erwischt wurden. Ein Teil der Route führte uns durch eine wunderschöne Landschaft, aber wieder mal über haarsträubend schlechte Straßen. Und wir erlebten innerhalb kürzester Zeit zwei absolut gegensätzliche Seiten des Landes.

 

Zunächst kamen wir nach unserer frostigen Nacht durch Nomadensiedlungen der allerärmsten Art. Die Menschen hausen hier oben in notdürftig zusammengezimmerten Hütten, die mit Plastikplanen abgedeckt sind. Am Straßenrand bieten die Kinder Brot sowie Früchte und Nüsse an, die sie im Wald gesammelt haben. Teilweise rennen sie uns fast vor den Mumin, um ihre Habseligkeiten anzupreisen. Und wir jammern, weil wir an diesem Morgen im Mumin bei nicht funktionierender Heizung gebibbert haben.

 

Nur wenige Kilometer dann das absolute Kontrastprogramm in Ifrane, dem königlichen Wintersportort Marokkos. Wir kommen uns vor wie in Baden-Baden. Wunderschöne Parkanlagen mit goldenem Herbstlaub, Sternehotels, es gibt einen Flughafen für die erlauchten Besucher, ein Golfressort und alles ist blitzblank sauber und aufgeräumt. Die Arbeiter sind mit Laubbläsern zugange und am meisten erstaunte uns die Architektur der Häuser. Alles sehr europäisch und wir wähnten uns fast schon zurück nach Hause gebeamt. Wir sammeln Kastanien und genießen in der wärmenden Sonne Cappuccino und lecker Törtchen. Fast schon dekadent angesichts der Armut, die wir noch vor wenigen Kilometern gesehen haben.

 

Ja, das sind so die zwiespältigen Gefühle, die das Land in uns weckt und die uns auch nach über zwei Monaten noch zu keinem abschließenden Fazit über dieses Land kommen lassen.

 

Nach unseren zahlreichen Naturerlebnissen, die eindeutig als faszinierend und eindrucksvoll zu bewerten sind, wollen wir uns zum Abschluss unserer Reise wieder der Kultur zuwenden. Davon erzähle ich dann das nächste Mal.

 


Geschichtsunterricht in Marokko

Von unserer Kult-Tour zu geschichtsträchtigen Orten und einem Alptraum auf dem Weg ans Mittelmeer

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Kommentare: 1
  • #1

    goldfish (Montag, 11 November 2019 11:26)

    und wieder ne spannende Etappe. Danke

    Gruss
    goldfish