Ankunft in Polen - Das Riesengebirge

Die Nacht auf unserem Schulparkplatz war ruhig, nachdem am Abend noch die Dorfjugend ein wenig um den Platz geschlichen ist.

 

Die Abreise klappt diesmal ziemlich flott - so langsam haben wir schon ein bisschen "Routine" - und wir sind bereits gegen 10.00 Uhr "on the road again".

Kurz hinter Görlitz haben wir Polen erreicht und verlassen die Autobahn gleich an der ersten Abfahrt. Wir versuchen, an einer riesigen Tank- und Raststation Geld zu wechseln und die erforderliche viatoll-Box für die Maut zu erstehen. Geld klappt, aber da wir die Tollbox nur auf Autobahnen benötigen, ist an dieser Station erst mal Fehlanzeige. Wir sind mutig und fahren weiter auf der B30 in Richtung Süden und Jelenia Gorá. Sobald wir den - hässlichen - Einzugsbereich von Görlitz und der Grenzregion hinter uns haben (riesige Einkaufszentren, Wechselstuben, Tankstellen und dubiose Rote-Herzchen-Bling-Bling-Bars) wird die Landschaft sehr ländlich.

Wir verlassen schon bald die Bundesstraße und fahren auf der L361 weiter in Richtung Iser- und Riesengebirge. Es wird zunehmend bergig und ab dem Kurort Swieradów-Zdroj - dem "schlesischen Engadin", beginnen wir unsere Suche nach einem Camping- oder Übernachtungsplatz. Es ist zwar erst kurz nach Mittag, aber ab jetzt soll es nur noch in kurzen Tagesetappen weiter gehen. Mit Wandern und Besichtigungen.

An einer Ranger-Station des Naturparkes machen wir halt und fragen einen Angestellten, wo wir denn mit unserem "Baby" für eine Nacht stehen könnten. Er verweist uns an einen Campingplatz, schaut aber einigermaßen zweifelnd. Deshalb fahren wir einfach weiter und finden mitten im Wald einen Wanderparkplatz mit Schutzhütte. Direkt daneben ein ebenes Wiesengrundstück direkt an einem Fluß. Herz, was willst du mehr. Flugs wird die Bodenbeschaffenheit geprüft und eingeparkt.

Hier sagen sich Fuchs und Has wohl gute Nacht, aber genau SO haben wir uns das vorgestellt. Wir unternehmen noch einen Spaziergang, planen den morgigen (Wander-)Tag und backen Brot. Ein Nachteil vom "Middle-of-Nowhere" - hier gibt's nix zu kaufen.

Leider ist das Wetter noch ein  wenig wankelmütig. Zum draußen sitzen ist es abends dann doch zu kühl - aber das wird noch. Eine ruhige Nacht in der Wildnis erwartet uns.

Gefahrene Kilometer: 125 km

Getauschtes Geld: 300 Zloty = 72 Euro


Wandertag im Riesengebirge - Polen Tag 1

Nach einer himmlisch ruhigen Nacht und einem Frühstück im Sonnenschein an unserem "Clondike-River" bezahlen wir heute ein bisschen Lehrgeld in Sachen "Outdoor-Aufenthalt". Unser gestriges Ausbeuten der Stromreserven führte dazu, dass heute morgen nach Kaffeekochen, Duschen und Föhnen die Batterie in Knie ging. Alarmstufe rot - kein Strom mehr. Aber da heute strahlend blauer Himmel herrscht, wird's die Sonne schon richten. Also geht es los in Richtung Szklarska Poreba (Schreiberhau). Wir haben in unserem Rother-Wanderführer eine schöne Tour entdeckt, die wir abwandern möchten. Der Mumin wird an der sogenannten "Teufelskurve", der Zakret Smierci, abgestellt. Eine 180-Grad-Kurve mit wunderschönem Panorama. So genannt, weil hier bereits viele tödliche Unfälle passierten. Früher ein militärisches Sperrgebiet, heute ein beliebter Aussichtspunkt mit Parkplätzen und Verkaufsständen.

Für uns geht es jetzt erst mal kräftig bergauf, denn wir erklimmen den 1058 Meter hohen Wysoki Kamien, den Hochstein und östlichsten Gipfel des Isergebirges. Von hier oben haben wir einen grandiosen Ausblick auf der Iser- und das Riesengebirge, die Schneekoppe und den Hirschberger Kessel. Wirklich eine traumhafte Kulisse und der schweißtreibende Aufstieg hat sich gelohnt. In der Gipfel-Baude investieren wir unsere ersten 22 Zloty (5,50 €) in leckeren und noch ofenwarmen Apfelkuchen und eine Apfel-Minz-Schorle.

Über den Iserkamm geht es recht bequem, vorbei an bizarren Felsformationen und immer leicht bergab zurück zum Parkplatz. Insgesamt haben wir gute 11 Kilometer zurück gelegt.

Nach dieser schönen Wanderung fahren wir hinunter nach Szklarska Poreba, einen quirligen Wintersport-Ort. Auch jetzt, an diesem wunderschönen Samstag, ist einiges los. Auf der Fahrt stoßen wir an unsere erste Herausforderung. Die Bahnunterführung ist auf 3 Meter Höhe begrenzt - für uns zu wenig. Die Umfahrungsstraße durch ein Wohngebiet ist auf 12 Tonnen beschränkt und macht einen recht engen Eindruck. Aber wir wagen es. Augen zu und durch - schließlich wollen wir nicht die komplette Strecke wieder zurück fahren. Alles klappt einwandfrei, aber Frank hat so gar keinen Blick für die tollen Jugendstil-Villen am Wegesrand. Zu beschäftigt ist er damit, den Mumin über die steile und enge Straße zu bugsieren.

Aber wir schaffen das und unten angekommen, geht's weiter auf der B3 in Richtung tschechischer Grenze. Schreiberhau bzw. Szklarska Poreba ist ein touristisches Zentrum aus mehreren Ortsteilen. Ganz am Ende des Ortes und ca. 6 Kilometer vor der tschechischen Grenze finden wir einen Wanderparkplatz, auf dem wir auch übernachten dürfen. Allerdings ist er jetzt noch gut mit PKWs belegt. Der nette Parkplatz-Wächter kassiert 20 Zloty (5,00 Euro) und wir können vor dem Platz stehen bleiben, bis der Ansturm weg ist. Dafür schickt er uns ziemlich bestimmt in Richtung Zackelfall - einem der Hauptsehenswürdigkeiten des Ortes. Eigentlich hatten wir das erst für morgen vor und  sind ja bereits genug gewandert, aber der gute Mann wäre wohl sauer gewesen, hätten wir seine netten Ratschläge und Empfehlungen nicht angenommen.  Also marschieren wir los. Etwa 30 Minuten lang geht es über eine alte Kopfsteinpflaster-Straße steil bergauf. Dann werden wir für 12 Zloty Eintritt mit einem Helm ausgerüstet und weiter geht es über steile Eisentreppen in eine enge Klamm. Das "Zackerle" stürzt sich über 27 Meter in die Tiefe. Sehr schön und eindrucksvoll. Auch dieser Weg hierher hat sich absolut gelohnt.

Nach so viel körperlicher Aktivität ruft die Baude am Wasserfall geradezu nach einer Einkehr. Wir genehmigen uns ein deftiges Schmalzbrot mit zwei Bier bevor wir wieder den Rückweg antreten. Auf dem Parkplatz ist es inzwischen leer geworden. Dafür sind noch 4-5 deutsche Wohnmobile angekommen. Wir parken um und unsere Technik lässt uns leider weiterhin im Stich. Irgendwie hat trotz Sonne die Batterie nicht richtig geladen und meldet ein "Kapazitätsproblem". Wir sind einigermaßen ratlos - da hilft nur ein Anruf in Deutschland. Dank Rudis telefonischer Unterstützung  springt sogar das Notstromaggregat an.  Das Brummern des Diesels ruft nicht unbedingt Begeisterung bei unseren WoMo-Nachbarn hervor und wir kassieren gleich einen Rüffel. Egal - wir können jetzt unser Abendessen kochen und auf eine stolze Tagesbilanz zurück blicken:

Gefahrene Kilometer: 27 km

Gelaufene Kilometer: 17 km und 121 Stockwerke (!!!) gemessen in Höhenmetern ;)

 

An unserem heutigen Übernachtungsplatz auf einem Wanderparkplatz am Rande für Szklarska Poreba (Schreiberhau) kurz vor der tschechischen Grenze.

 


Von Glasbläsern, einem netten Städtchen und einer Holzkirche - Polen Tag 2

Heute wachen wir zu einer völlig unchristlichen Zeit frühmorgens auf. Aber die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel und wir haben geschlafen wie die Murmeltiere. Der Tag ruft nach neuen Taten. Leider zickt unsere Technik immer noch herum und nach dem Frühstück schlägt die Elektronik wieder Alarm, obwohl wir eigentlich genügend Strom haben. Wie gerufen erkundigt sich Rudi nochmals telefonisch nach dem Stand der Dinge und irgendwie bekommen es die beiden Männer dann doch geregelt. Manchmal sitzt das Problem auch vor dem Schalter ;) Wie auch immer - die Technik will auch erst "erfahren" werden und wir arbeiten uns allmählich in die Materie ein.

Gegen 10 Uhr starten wir los in Richtung Jelenia Gora. Auf dem Weg dorthin liegt die ehemalige Josephinenhütte - heute die Glashütte "Huta Julia". Wir bekommen eine exklusive Führung in deutscher Sprache zusammen mit noch einem weiteren Paar. Dabei können wir den Glasbläsern über die Schulter schauen und erfahren einiges über die Herstellung des exklusiven Bleikristall-Glases. Wir sind schwer beeindruckt. Insbesondere von der Arbeit der Frauen, die die filigranen Schleifarbeiten frei Hand und nach Gefühl machen. Durch noch so präzise Maschinen wohl nicht zu ersetzen. Da investieren wir gerne 60 Zloty (14 Euro) in zwei wunderschöne Glaskugeln.

Wir fahren weiter nach Jelenia Gora. Laut Reiseführer eher ein Städtchen, das nicht allzu viel zu bieten hat, aber als Tor ins Hirschberger Tal und das Riesengebirge gilt. Wir parken den Mumin an einem Einkaufszentrum am Stadtrand und gehen zu Fuß ins nahe Städtle. Eine sehr schöne Altstadt erwartet uns. Mit pastellfarbenen Häusern und ihren schmucken Giebeln rund um den Rynek - den Rathausplatz. Besonders hübsch sind die Arkadengänge rund um den zentralen Platz. Wir bummeln durch die Straßen, genehmigen uns ein leckeres Eis für 12 Zloty (3,00 Euro), schauen den heißen Öfen eines Motorrad-Treffens zu und schlendern schließlich wieder zurück zum Mumin. Der Abstecher in das Einkaufszentrum und die Suche nach einem Ladegerät für meinen Fotoapparat (das leider daheim in der Schublade liegt...) war leider nicht von Erfolg gekrönt.

Weiter geht es also durch das Hirschberger Tal in Richtung Karpacz (Krummhübel) am Fuße der Schneekoppe. Das Hirschberger Tal wurde im 19. Jahrhundert vom preußischen Hochadel als Sommerfrische entdeckt. Zahlreiche Schlösser und herrschaftliche Anwesen sind in dieser Zeit entstanden. Eigentlich wollen wir davon gerne ein paar zu Gesicht bekommen. Doch die Gemäuer liegen wohl eher versteckt draußen auf dem Lande. Ohne halsbrecherische Fahrmanöver ist das kaum zu schaffen. Eines der Schlösser finden wir zwar, aber es hat seine Glanzzeiten schon lange hinter sich und beherbergt heute eine Schule. Mit dem Übernachten im Schlosspark wird das heute wohl nichts.

Also geht's weiter nach Karpacz. Einer der touristischen Hotspots im Riesengebirge mit etlichen Lift- und Seilbahnstationen. Die Ortsteile ziehen sich an den Hängen entlang und die Beschilderung ist eher eine Katastrophe. Auf der Suche nach einem Park- und/oder Übernachtungsplatz bekommt Frank heute das goldene Fahrerdiplom. Wir eiern einmal mit der Kirche ums Dorf, fahren etliche Kurven bergauf und bergab und finden schließlich tatsächlich den Busparkplatz für die berühmte Stabkirche Wang. Für 20 Zloty (5,00 Euro) könnten wir hier sogar über Nacht stehen. Allerdings ist uns das so direkt an der Straße doch etwas zu laut.

Wir schauen uns deshalb nur die wunderschöne gelegene Stabkirche Wang an. Eine Holzkirche, die aus Norwegen importiert wurde und die einzige ihrer Art in Südeuropa ist.  Um 1840 herum sollte die altersschwache Kirche in Südnorwegen abgerissen werden. Der in nordische Sagen verliebte König Friedrich Wilhelm der IV. erklärte sich bereit, die Kirche zu kaufen und nahe seinem Sommersitz im Hirschberger Tal wieder aufbauen zu lassen. Angeblich ist die Kirche ohne einen einzigen Nagel gezimmert worden. Die großen Besucherströme sind an diesem sonnigen Sonntag bereits weg, so dass wir uns alles in Ruhe anschauen können. Für mich ein erstes Highlight dieser Reise.

Nun steht noch die Suche nach einem Übernachtungsplatz auf dem Plan. Während Frank ein Stück Brot fürs Frühstück organisiert, werde ich mit unserem Mumin wohl auf 1000 Handyfotos von den letzten abreisenden Bustouristen abgelichtet.

Wir verlassen den Touristenort und finden wieder einmal einen Wanderparkplatz mit einer Wiese. Mit wunderbarer Aussicht hinunter ins Tal auf der einen Seite und auf die Ausläufer der Schneekoppe auf der anderen Seite. Wir unternehmen noch einen kleinen Abendspaziergang und genießen den Rest des Abends in der Natur. Unser Traumplatz Nr. 2.

 

gefahrene Kilometer: 64 km

gelaufene Kilometer 13 km und 33 Stockwerke (Höhenmeter)

Traumplatz Nr. 2

auf einem Wanderparkplatz in der Nähe von Karpacz (Krummhübel) am Fuße der Schneekoppe im Land, wo Rübezahl wohnt.


Walbrzych (Waldenburg) und das Schloss Fürstenstein - Polen Tag 3

Wir verlassen das Riesengebirge und ab jetzt ist nach den Naturerlebnissen Kultur angesagt.

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