Breslau zum Ersten - Polen Tag 5

Nach einer gewittrigen Nacht und stärkendem Frühstück fahren wir heute die restlichen  50 Kilometer nach Breslau. Es hat merklich abgekühlt und von der gestrigen Schwüle ist nichts mehr zu spüren. In Breslau wollen wir erstmalig einen Campingplatz ansteuern. Zunächst jedoch muss der Diesel-Tank gefüllt werden. Dies erledigen wir an einer großen LKW-Tankstelle an der Bundesstraße. Die Fahrt verläuft gut und vor Breslau kommen wir an riesigen Industriegebieten mit namhaften Unternehmen vorbei. Amazon und Google haben hier zentrale Standorte für Osteuropa und auch an der LAPP-Group kommen wir vorbei. Grüssle an Susanne. Nach den Industriegebieten folgen riesige Einkaufszentren. Auch hier bekannte Namen, wie H&M, McDonalds, Pizzahut & Co.

 

Mehr und mehr nähern wir uns der City, die wir durchqueren müssen. Ein erstes Hindernis stellt eine Bahnhofs-Unterquerung mit 3,20 Metern Höhe dar. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt und wir nehmen die Umfahrung. Gegen Mittag sind wir auf dem CP Nr. 117 auf dem gigantischen Geländes des Olympia-Zentrums. Eine Sportarena reiht sich an die andere, direkt am Eingang der CP. Er macht auf den ersten Blick einen etwas verwahrlosten Eindruck, ist jedoch die einzige Alternative für eine Stadtbesichtigung. Der Platz ist eingezäunt, 24 Stunden bewacht und die Straßenbahnhaltestelle direkt vor der Tür. Außerdem können wir hier Frischwasser bunkern und unser Grauwasser entsorgen. Strom gibt’s auch, was will man also mehr für 144 Zloty (34 Euro) für zwei Nächte.

 

Als wir uns mit dem Brummi nähern, öffnen sich sofort alle Tore und wir werden höchst freundlich empfangen. Wir treffen hier auch die beiden allein reisenden deutschen Damen wieder, die wir bereits am "Zackelfall" kenngelernt haben. Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben und eine Kaffeepause genehmigten, geht’s los zu einer ersten Stadtbesichtigung.

 

Die Linie 33 der Tram bringt uns in ca. 15 Minuten direkt ins Zentrum an den zentralen Platz Rynek. Er ist sozusagen das Wohnzimmer Breslaus. Wir sind sofort begeistert von der jungen und lebendigen Atmosphäre, die hier herrscht. Ein bunter Markt mit Spezialitäten-Ständen aus Europa (nur Deutschland vermissen wir), der massige, rote Ziegelsteinbau des Rathauses und die prächtigen Stadthäuser rund um den Platz.

 

Hier lassen wir uns erst einmal treiben, versorgen uns mit Infos aus der Tourist-Information und versuchen, uns einen ersten Überblick über die Stadt zu verschaffen. Über die Oderbrücke steuern wir  die Dominsel an. Die eigentliche Keimzelle Breslaus mit ihrer 1000jährigen Geschichte. Auf den Turm der Kathedrale kommen wir leider nicht, obwohl er eigentlich noch geöffnet sein sollte. Stattdessen sind wir mehr als beeindruckt von dem imposanten Bauwerk. Wir wandern sozusagen auf den Spuren Karol Wojtylas – Papst Johannes Paul II. , schauen uns den Wohnsitz des Erzbischofs von Breslau von außen an und kommen uns ein wenig vor, wie im „Namen der Rose“. Über die Straßen der autofreien Dominsel huschen Novizinnen und Pfarrer in ihren Gewändern. Eine Kirche reiht sich an die andere.

 

Nach dem Bummel durch das Viertel des Klerus genehmigen wir uns ein Eis und suchen – leider vergeblich – eine Einkaufsstraße. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Ladegerät für meinen Fotoapparat. So wird es langsam Zeit für ein Abendessen. Dank Tripadvisor landen wir im „Bernard“ am Rynek, da uns das Touristenfallen-Ambiente im „Schweidnitzer Keller“ oder dem „Spitz“ nicht so zusagen. Obwohl beide Lokale eine lange Tradition haben und der Schweidnitzer Keller sogar als älteste Gaststätte Breslaus gilt.

 

 

Wir bekommen jedoch ein formidables Essen aus einer Art Käsetoast mit Preiselbeeren, Kaninchenbraten mit Möhrenvariationen und einer Schweinelende mit Pilzsauce auf Pierogi – einer Art Maultaschen. Sehr lecker und wir bezahlen mit Getränken knapp 30 Euro.

 

Der Heimweg wird ein wenig abenteuerlich, denn die Linie 33 bringt uns nicht – wie erwartet – zurück zum Campingplatz, sondern genau in die andere Richtung. Also aussteigen, eine nette junge Frau um Rat fragen und selbst ein Trambahn-Schaffner kommt um uns zu helfen.  Die Linie 17 geht zurück zum Olympiazentrum. Man lernt halt nie aus….

 

Leider können wir nicht mehr draußen sitzen, denn um uns herum ist eine Schnaken-Invasion ausgebrochen. Also nix wie rein, die Schoten dicht machen und am Reiseblog schreiben.

gefahrene Kilometer: 49 km

gelaufene Kilometer: 15 km

 


Breslau zum Zweiten - Polen Tag 6

 

Heute lassen wir es entspannt angehen. Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns gegen 10.00 Uhr wieder auf in Richtung Innenstadt. Wir haben bestes Sightseeing-Wetter, Sonne, Wind und so ca. 22-25 Grad. Erste Station ist nochmals die Dominsel, wo wir heute unser Glück an der Kathedrale versuchen. Tatsächlich ist der Turm für die Besichtigung geöffnet und wir können einen wunderbaren Ausblick von oben auf Breslau genießen. Phantastisch!!!

 

 

Dann geht es weiter ins Universitätsviertel. Es liegt an der Oder und die erste Station dort ist das Ossolineum – die Universitätsbibliothek. Hier gibt es eine erste Kaffeepause, bei der wir den Aufbau einer Kunstausstellung im barocken Garten beobachten können. Direkt im Anschluss geht es weiter in das altehrwürdige Universitätsgebäude. Die Uni ging im 18. Jahrhundert aus dem ehemaligen Jesuitenkolleg hervor und zählt bis heute acht Nobelpreisträger zu ihren Absolventen. Wir bestaunen das barocke Gebäude mit der prunkvollen Aula Leopoldina. Wer hier seine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht hat….. Wir sind absolut beeindruckt. Anschließend steigen wir noch auf den 41 Meter hohen mathematischen Turm mit den Statuen der vier Fakultäten Jura, Theolgie, Medizin und Astronomie als Eckpfeiler. Auch von hier haben wir einen wunderbaren Ausblick.

 

 

Über den Rynek und den Salzmarkt mit den Blumenfrauen geht’s weiter ins jüdische Viertel. Die Synagoge hat heute leider geschlossen und in einem Café, das sehr einladend wirkt, werden wir irgendwie nicht bedient. Auch das im Reiseführer beschriebene Szene-Viertel finden wir nicht. Statt dessen landen wir vor dem Theater und der Oper, wo wir zwei Paaren beim Salsa Tanzen zuschauen können. Fast hätten wir mitgetanzt, aber Salsa gehört nicht wirklich zu Frank’s Lieblingsdisziplinen ;)

 

 

Allmählich knurrt uns der Magen. Fündig werden wir im „Konspirativen Restaurant“, in dem sich Widerständler nach dem 2. Weltkrieg und zur Zeit von Solidarnoc trafen. Ausstellungsstücke und Fotos aus dieser Zeit sind im sog. „Wohnzimmer“ noch zu bewundern. Wir sitzen im schattigen Garten und lassen uns eine Platte mit polnischen Spezialitäten schmecken. Bigos mit saurer Sahne, Grillwurst, Pierogi (Maultaschen), Salzgurken, Krautwickel und eine Pilzsauce. Sehr lecker, aber wir sind erstmal pappsatt.

 

Den Rückweg treten wir über die Markthalle an. Ein imposanter Ziegelsteinbau, der fast an eine Kirche erinnert. Innen ein gotisches Gewölbe aus Stahlbeton und typisches Markthallenflair. In der Galerie gibt es kleine Geschäfte, in denen es wohl alles zu kaufen gibt, was es sonst nirgends gibt. Von Wolle und Kurzwaren über Bunzlauer Keramik bis hin zu mehr oder weniger dekorativem Tand. Wir versorgen uns noch mit frischem Obst und Gemüse für das bevorstehende Pfingstwochenende. Am Stand der netten Dame bekommen wir sogar noch einen Liter frische Vollmilch geschenkt.

 

Direkt vor der Markthalle fährt unsere Linie 17 direkt zurück zum Campingplatz, wo für den Rest des Tages ein Chillout im Liegestuhl angesagt ist. Gleich nebenan hat allerdings die A-Z-Jugend des 1. FC Breslau Training und beim Elfmeterschießen werden wir von Bällen bombardiert, die wir gerne über den Zaun zurückkicken.

 

Da wir hier auch über Strom satt verfügen, wird gleich noch ein Brot für die kommenden Tage in der Wildnis gebacken. Morgen geht’s weiter ins Heuscheuer-Gebirge.

gefahrene Kilometer: 0 (!!!)

gelaufene Kilometer: 11 km

 

Auf dem Campingplatz in Breslau sitzen wir in der ersten Reihe.


Wandern im Heuscheuer-Gebirge