Ziemlich spontan haben wir uns zu einer Oster-Kurzausfahrt entschieden. Die Wetteraussichten sind zwar nicht allzu prickelnd, aber der Mumin steht vor der Tür. TÜV und die Frühjahrs-Inspektion stehen auf dem Programm. Warum also nicht weg fahren, denn das Dickschiff ruft danach, wieder einmal bewegt zu werden. Und uns beiden tut eine kleine Auszeit ebenfalls ganz gut.
Am Karfreitag geht es los und wir besuchen zunächst Freunde in Ellwangen. Dort haben wir einen sehr netten Nachmittag. Gegen Abend geht es weiter nach Schwäbisch Hall, wo wir einen spontanen Übernachtungsstopp einlegen. Wir steuern den kostenlosen Stellplatz in den Auwiesen an, direkt am Kocher gelegen. Ein wenig charmanter Schotterplatz, aber zentrumsnah. Und guter Ausgangspunkt für einen einen ausgiebigen Spaziergang mit unserem Fellmonster entlang des Flusses.
Danach bummeln wir noch ins Städtle. Zwar kennen wir Schwäbisch Hall bereits von früheren Besuchen, aber unser letzter Aufenthalt hier liegt auch schon wieder längere Zeit zurück.
Wir essen noch super lecker im Restaurant "Posthörnle" türkisch-orientalisch-vegetarisch zu Abend. Auf dem Rückweg zum Mumin beginnt es leicht zu regnen und auch in der Nacht ziehen einige Schauer über uns hinweg.
Fahrtstrecke heute: 115 Kilometer
Der Ostersamstag ist sonnig und trocken. Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir weiter in die Pfalz. In Landau wollen wir unsere Weinvorräte aufstocken. Da ich noch den Tipp bekommen habe, das Weinessig-Gut "Doktorenhof" ganz in der Nähe von Landau zu besuchen, ist dies unser erstes Etappenziel.
In Venningen werden edelste Essige hergestellt, die wir verkosten können. Für eine Führung in den "heiligen Hallen" des Weinessig-Gutes sind wir leider zu spät dran. Alles ist ausgebucht. Trotzdem probieren wir uns durch verschiedene Sorten Trinkessig, essen einen leckeren Salat und es wandern natürlich zwei Fläschchen als Souvenir ins Gepäck.
Nur wenige Kilometer weiter besuchen wir unseren Winzer in Landau-Wollmesheim und stocken unsere Weinvorräte auf. Dann geht es weiter in Richtung Saarland.
Ein Zwischenstopp auf der Madenburg bei Eschach scheitert jedoch. Unser Mumin ist einfach zu dick für die engen Gassen des Weindorfes und die Anfahrt hinauf zum Wanderparkplatz. Also machen wir in einem abenteuerlichen Wendemanöver kehrt und sorgen für einiges Aufsehen im Ort....
Wir queren also den Pfälzerwald und steuern unser Ziel im Saarland an. Die Völklinger Hütte steht schon seit längerem auf unserer Things-to-see-Liste.UNESCO-Weltkulturerbe und Relikt des Zeitalters der Stahlindustrie im Saarland.
Direkt auf dem Gelände der Völklinger Hütte können wir unseren Mumin auf dem kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz abstellen. Wasser und Strom gibt es gegen einen kleinen Obulus.
Eigentlich befinden wir uns hier auf dem zentralen Besucherparkplatz. Doch die Kulisse um uns herum ist schon einigermaßen spektakulär.
Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben, unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang an die Saar. Hier bekommen wir schon mal einen ersten Eindruck von den Dimensionen der Völklinger Hütte und dem, was heute noch davon übrig geblieben ist.
Danach genießen wir noch ein Feierabend-Viertele im Sonnenschein, bruzeln wir uns noch ein Abendessen und planen den morgigen Tag.
Als es dunkel wird, zieht es uns nochmal nach draußen. Besonders eindrucksvoll ist die Kulisse um uns herum bei Nacht, wenn der Koloss der Industriegeschichte bunt beleuchtet wird. Magisch und gespenstisch zugleich. Dazu der Vollmond und die Flamme vom Abfackeln des Gichtgases in der benachbarten, noch aktiven Industrieanlage von Saarstahl.
Fahrtstrecke heute: 278 Kilometer
Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte gehört wohl zu einem der spannendsten Orte dieser Welt. Waren in den 1960er Jahren hier noch mehr als 17.000 Menschen an den Hochöfen des Stahlwerkes beschäftigt, wurde die Völklinger Hütte 1975 von der weltweiten Stahlkrise erfasst und stellte 1986 seine Produktion ein. 1994 erklärte die UNESCO die ehemalige Roheisenproduktion zum Weltkulturerbe.
Heute sind über 90 Prozent der Anlagen und Gebäude saniert und touristisch in Wert gesetzt. Konzerte, große Jahresausstellungen und andere Events bereichern den Veranstaltungskalender. Wir haben uns also einiges vor genommen, denn mehr als 7 Kilometer Wege durch die Völklinger Hütte warten darauf, von uns erobert zu werden.
Das Wetter ist eher regnerisch und so starten wir unseren Besuch gleich nach dem Frühstück gegen 10.00 Uhr. Wir gehören zu den ersten Besuchern und können noch ohne lange Wartezeit unsere Tickets für 17 Euro pro Person lösen. Dann geht es los in die Gebläsehalle. Riesige Kompressoren erzeugten hier die unvorstellbaren Mengen an Wind, der in die Hochöfen geblasen wurde. Heute dient die Halle als spektakulärer Ort für Ausstellungen.
Wir bekommen noch die Schau "INKA. Gold. Macht. Gott" zu sehen, die bis zum 8. April 2018 verlängert wurde. Ein faszinierender Ausflug in die 3.000jährige Hochkultur mit beeindruckenden Exponaten zur Kultur der Inka.
Wir verlassen die Gebläsehalle und gelangen über einen verglasten Gang auf die andere Straßenseite zum Besucherzentrum der Völklinger Hütte. Dabei überqueren wir auch die "Handwerkergasse", in der die Instandsetzungs-Werkstätten angesiedelt waren.
In der Sinteranlage wurden die Reststoffe der Eisenherstellung recycelt und wieder dem Hochofenprozess zugeführt. Eine ziemlich staubige Angelegenheit.
Hier bekommen wir auch einen interessanten Film zu sehen, der uns auf die Zeitreise durch die Anlage einstimmt.
In der Erzhalle lagerten früher riesige Mengen an Erz. Heute hat man von hier aus einen weiten Blick über Völklingen, die imposanten Gleisanlagen und die noch aktive Stahlindustrie.
Weiter geht es in die sogenannte "Möllerhalle". Sie wird auch der "Bauch" der Hütte bezeichnet und hier lagerten einst die Rohstoffe für den Betrieb der Hochöfen. Es ist ziemlich zugig hier und die Möllerhalle dient ebenfalls wechselnden Ausstellungen. Während unserem Besuch steht der britische Künstler "Banksy" auf dem Programm. Er ist ein Phantom und seine Identität ist in der Öffentlichkeit nicht bekannt. Der Fotograf Barry Cawston hat die Werke Banksys in Szene gesetzt, die in der Möllerhalle zu sehen sind.
Für uns heißt es nun "Helm auf" und hinauf geht es nun zu den Hochöfen und auf die Gichtbühne. Über schwindelerregende Gittertreppen erklimmen wir zunächst die Gichtbühne. Von hier aus wurden die Hochöfen über Hängebahnwagen mit den Rohstoffen befüllt.
Dann erklimmen wir noch die 45 Meter hohe Aussichtsplattform. Hier weht uns ein ziemlich kalter Wind um die Nase, aber wir haben einen großartigen Blick über das Weltkulturerbe und die Industrielandschaft an der Saar.
Wir steigen über ebenso steile Treppen wieder hinunter auf die Abstichebene. Hier kam das rot glühende, flüssige Roheisen aus den Hochöfen.
Aus der "Hölle" gelangen wir nun ins "Paradies". Seit der Stilllegung der Hütte 1986 erobert sich die Natur das Industriegelände Stück für Stück zurück. Hinter den Koksöfen - der Hölle - entseht ein Refugium und Rückzugsort für Pflanzen, Vögel, Insekten und auch Menschen. Ein Kräutergarten, ein Picknickplatz und Urban-Art-Installationen bilden ein einzigartiges Ambiente. Jetzt im Vor-Frühling ist es zwar noch ein wenig grau, aber ich kann mir das grüne Paradies ganz gut vorstellen.
Unter dem eindrucksvollen Schrägaufzug liegt der Eingang zum Ferrodrom. Im Untergeschoss der Möllerhalle erfahren die großen und vor allem kleinen Besucher Wissenswertes über die Welt von Eisen und Stahl.
Nach unserem mehr als vierstündigen Rundgang sind wir allmählich ziemlich platt. Der Besuch hier hat sich absolut gelohnt und wir sind fasziniert von den spannenden Einblicken, die man in diesen rostigen Koloss bekommt. Kaum vorstellbar, dass hier einst Schmutz, Staub, Lärm und Gestank an der Tagesordnung waren. Das Wort "Feinstaub" gehörte sicherlich zu den unbekannten Fremdwörtern.
Spannend zudem die Kunstobjekte, die hier einen ungewöhnlichen Rahmen haben. Ein wirklich eindrücklicher Tag.
Wir legen im Mumin eine Siesta ein und wärmen uns bei einem heißen Tee wieder auf. Danach begeben wir uns noch auf die Suche nach einem Abendessen. Im Restaurant "Plattform 11 3/4" - einem Kult-ur-Restaurant am Alten Bahnhof - werden wir fündig. Ein schönes Ambiente in der ehemaligen Wartehalle und ein leckeres Ostermenü runden den eindrucksvollen Tag ab.
Heute, am Ostermontag, geht es wieder zurück in Richtung Heimat. Das Wetter ist sonnig und wir wollen noch einen Zwischenstopp in Saarbrücken einlegen. Bei der Hinfahrt auf der Stadtautobahn A620 hat uns der Ausblick auf die Saarterrassen mit Cafés und Grünanlagen sehr gut gefallen. Das möchten wir uns gerne näher anschauen und denken, dass wir am frühen Feiertag-Vormittag gute Chancen auf einen zentrumsnahen Parkplatz haben. Leider scheitert unser Vorhaben und diverse Supermarkt-Parkplätze, die für unseren Mumin passend wären, sind mit Schranken gesichert. Blöd - aber nicht zu ändern. Jetzt wären E-Bikes als Alternative für die Stadterkundung hilfreich. Aber die haben wir nicht. Also nix mit Saarbrücken und wir fahren weiter.
In Hinterweidenthal an der B10 in der Pfalz biegen wir ab in Richtung Dahner Felsenland. Hier wollen wir über den Pfälzerwald und Bad Bergzabern in Richtung Karlsruhe fahren. Vor etlichen Jahren waren wir schon einmal hier und haben die Region bei einem Wander-/Radurlaub kennen gelernt. In Dahn legen wir einen Stopp ein - hier ist der Supermarkt-Parkplatz nicht beschrankt und wir können den Mumin abstellen. Zu Fuß unternehmen wir einen kleinen Spaziergang hinauf zur Michaels-Kapelle und den Ehrenfriedhof. Durch den Kurpark geht es wieder zurück und im Café am Markt legen wir eine Pause bei lecker Kuchen ein.
Frisch gestärkt für die Weiterfahrt, die uns teilweise durch enge und kleine Weindörfer führt, geht es in Richtung Heimat. Am frühen Nachmittag kommen wir noch vor dem dicken Oster-Rückreiseverkehr zuhause an und können noch ein schönes Glas Wein auf der Terrasse zum Ende unserer Oster-Kurzreise genießen.
Fahrtstrecke heute: 258 Kilometer
Nach rund 650 Kilometern und vier Reisetagen wird es wieder Zeit, eine kleine Bilanz zu ziehen.
Unser Mumin hat den Winterschlaf im Freien ganz gut überstanden. Der Volvo tut seinen Dienst und er läuft "wie geschmiert". Nach der Frühjahrsinspektion mit Ölwechsel dürfte er fit für die Reise nach Rumänien sein.
Weiter leicht auf Kriegsfuß stehen wir mit der Energie-Versorgung. Nachdem wir in Schwäbisch Hall das Notstromaggregat auf Anhieb zum Laufen gebracht haben und damit sowohl heizen als auch das Kaffeewasser zubereiten konnten, hatte es in Folge keine Lust mehr. Es ist einfach nicht mehr angesprungen. Am Stellplatz in Völklingen reichte zudem die Batteriekapazität nicht aus, um zu kochen und zu heizen. Schnell ging wieder der Alarm los. Glücklicherweise konnten wir uns vorort an die Steckdose hängen und somit waren sowohl der Frühstückskaffee als auch die warme Dusche gesichert.
Priorität hat nun, das Notstromaggregat zu prüfen. Mit einem funktionierenden Teil können wir die geplante Reise nach Rumänien antreten und erst später an einen Batterietausch denken. Wir wollen/müssen auf dieser Reise einkalkulieren, einige Tage frei zu stehen und keinen Außenstromanschluss zu haben. Da muss einfach das heiße Wasser für den Kaffee drin sein.
Ansonsten waren wir sofort nach Reisebeginn im absoluten Entspannungs-Modus. Es war wunderbar, mit dem Mumin wieder auf eine kleine Entdeckungstour zu gehen.